Jedes Leben - auch unser menschliches - ist auf Dauer nur als rhythmisches Leben möglich.
Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 6, Thema „Zeit“. Das mit der Zeit ist eine seltsame Sache: sie umgibt uns überall und bleibt doch ungreifbar. Manchmal vergeht sie quälend langsam, dann wieder viel zu schnell. Wir hätten gerne mehr von ihr – und vergeuden sie doch allzu oft. In dieser Staffel wollen wir versuchen, genau das tiefer zu verstehen und zu lernen, auf gute Weise in der Zeit zu leben.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt
und lasse es ruhig werden in mir.
Ich nehme mir Zeit und atme langsam und bewusst.
Herr über Zeit und Ewigkeit: du bist hier. Jetzt.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Alles hat seine Zeit. Das gilt für alles, was auf der Erde geschieht.
Neues Leben hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit.
Kranksein hat seine Zeit und Gesundsein hat seine Zeit.
Weinen und Klage haben ihre Zeit, aber auch Jubel, Leichtigkeit und Freude.
Konflikte und Kriege haben ihre Zeit, aber auch Versöhnung und Friede.
Es gibt eine Zeit für Umarmung und Liebe, und eine Zeit für Loslassen und Sich-Trennen.
Es gibt eine Zeit für Rushour, Schnelligkeit und Zeitdruck, und eine Zeit für Ruhe, Durchatmen und Pausen.
Alles hat Gott so eingerichtet, dass es schön ist zu seiner Zeit – sogar die Ewigkeit hat Gott dem Menschen ins Herz gelegt.
Nur dass der Mensch nicht in der Lage ist, das Werk Gottes zu begreifen: er durchschaut weder, wo es beginnt, noch wo es endet.
nach Prediger 3
Mit dem Reich Gottes ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat. Er legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst – wie, das weiß er selbst nicht. Ganz von selbst bringt die Erde Frucht hervor: zuerst die Halme, dann die Ähren und schließlich das ausgereifte Korn in den Ähren.
Markus 4, 26-28
Dieses Gleichnis Jesu atmet eine tiefe Entspanntheit und Leichtigkeit: der Bauer steht auf und legt sich schlafen und das Korn reift heran. Tag für Tag. Da ist nichts Gewaltsames, kein Druck, keine Hetze. Einfach ein ruhiges Sich-Entwickeln und Sich-Entfalten der Kräfte, die der Natur und dem Menschen innewohnen.
Mit dem Reich Gottes ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat. Er legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst – wie, das weiß er selbst nicht. Ganz von selbst bringt die Erde Frucht hervor: zuerst die Halme, dann die Ähren und schließlich das ausgereifte Korn in den Ähren.
Markus 4, 26-28
Wie anders fühlen sich oft unsere Tage an: unsere Tage sind streng durchgetaktet. Termin folgt auf Termin, Pflicht auf Pflicht, Möglichkeit auf Möglichkeit, Zerstreuung auf Zerstreuung. Stunde für Stunde hasten und arbeiten wir uns durch unsere vollen Terminkalender und versuchen, die Tage möglichst weit auszudehnen, möglichst viele Stunden wach zu bleiben, möglichst viel abzuarbeiten und mitzunehmen. Schlaf ist nur die erzwungene, tägliche kurze Niederlage gegenüber allem Erledigen und Erleben.
Aber jedes Leben – auch das menschliche – ist auf Dauer nur als rhythmisches Leben möglich. Unser Körper besteht im Grunde aus lauter verschiedenen Rhythmen: Herzrhythmus, Atmung, Konzentration, Leistung … alles in uns ist auf Rhythmus angelegt. Einatmen und Ausatmen. Aufstehen und Schlafengehen. Leisten und Lassen. Wo wir dauerhaft gegen diesen Rhythmus anleben, erkranken Körper und Geist: das Herz macht Probleme, der Blutdruck ebenso, wir erleben Müdigkeit, Aggression, Angstzustände, Burnout.
So wenig wir der Schwerkraft entfliehen können, so wenig können wir unserer rhythmischen Natur entfliehen.
Mit dem Reich Gottes ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat. Er legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst – wie, das weiß er selbst nicht. Ganz von selbst bringt die Erde Frucht hervor: zuerst die Halme, dann die Ähren und schließlich das ausgereifte Korn in den Ähren.
Markus 4, 26-28
Wo lebe ich aktuell gegen meinen inneren Rhythmus an?
Herr meiner Stunden und meiner Jahre, du hast mir viel Zeit gegeben.
Sie liegt hinter mir und sie liegt vor mir. Sie war mein und sie wird mein, und ich habe sie von dir.
Ich danke dir für jeden Schlag der Uhr und für jeden Morgen, den ich sehe.
Ich bitte dich nicht, mir mehr Zeit zu geben. Ich bitte dich aber um Weisheit und Willenskraft, dass ich meine Tage gut lebe.
Lehre mich, ein wenig Zeit freizuhalten von Ablenkung und Pflichten: ein wenig für Stille und Gebet, ein wenig für das Spiel, ein wenig für die Menschen um mich, die meine Liebe und meine Aufmerksamkeit brauchen.
Ich bitte dich um Sorgfalt, dass ich meine Zeit nicht töte, nicht vertreibe, nicht verderbe.
Jede Stunde ist wie ein Streifen Land. Ich möchte ihn aufreißen mit dem Pflug und Liebe hineinwerfen, damit Frucht wächst. Segne du meinen Tag.
nach Jörg Zink