Was sind die wirklich wichtigen Dinge, auf die es im Leben ankommt?
Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 6, Thema „Zeit“. Das mit der Zeit ist eine seltsame Sache: sie umgibt uns überall und bleibt doch ungreifbar. Manchmal vergeht sie quälend langsam, dann wieder viel zu schnell. Wir hätten gerne mehr von ihr – und vergeuden sie doch allzu oft. In dieser Staffel wollen wir versuchen, genau das tiefer zu verstehen und zu lernen, auf gute Weise in der Zeit zu leben.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt
und lasse es ruhig werden in mir.
Ich nehme mir Zeit und atme langsam und bewusst.
Herr über Zeit und Ewigkeit: du bist hier. Jetzt.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Alles hat seine Zeit. Das gilt für alles, was auf der Erde geschieht.
Neues Leben hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit.
Kranksein hat seine Zeit und Gesundsein hat seine Zeit.
Weinen und Klage haben ihre Zeit, aber auch Jubel, Leichtigkeit und Freude.
Konflikte und Kriege haben ihre Zeit, aber auch Versöhnung und Friede.
Es gibt eine Zeit für Umarmung und Liebe, und eine Zeit für Loslassen und Sich-Trennen.
Es gibt eine Zeit für Rushour, Schnelligkeit und Zeitdruck, und eine Zeit für Ruhe, Durchatmen und Pausen.
Alles hat Gott so eingerichtet, dass es schön ist zu seiner Zeit – sogar die Ewigkeit hat Gott dem Menschen ins Herz gelegt.
Nur dass der Mensch nicht in der Lage ist, das Werk Gottes zu begreifen: er durchschaut weder, wo es beginnt, noch wo es endet.
nach Prediger 3
„Wovon und wofür genau hätte ich gerne mehr Zeit?“
Das war die Frage der letzten Folge. Diese Frage ist wichtig, weil die allermeisten von uns innerlich ein gewisses Unbehagen verspüren mit Blick auf ihre Zeit. Wir spüren, dass es erfüllendere und wichtigere Möglichkeiten gibt, wie wir unsere Zeit verbringen können, verbringen unsere Tage aber dann doch weit überwiegend mit anderen Dingen. Oft können wir sogar gar nicht mal sagen, wie genau wirklich sinnvoll verbrachte Zeit für uns aussehen müsste.
Es gibt seit einigen Jahren den Trend, dass viele jüngere Menschen ihre Lebensplanung nicht mehr vorrangig an Karrierezielen ausrichten, sondern an Lebensqualität. Lieber nur 75 Prozent arbeiten und 75 Prozent verdienen und dafür mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge haben. Nur was genau sind die wirklich wichtigen Dinge?
Als Jesus einmal nach dem Sinn des Lebens gefragt, nach dem, worauf es im Leben zentral ankommt, antwortet er: Liebe. Du sollst lieben. Alles, was mit Liebe zu tun hat, mit Hingabe und Großzügigkeit und sich verschenken, darum geht es!
Jesus sprach: »Das wichtigste Gebot ist: ›Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, ist der alleinige Herr. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit deinem ganzen Verstand und mit all deiner Kraft!‹ An zweiter Stelle steht das Gebot: ›Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‹ Kein Gebot ist wichtiger als diese beiden.«
Markus 12, 29-31
Das dreifache Gebot der Liebe also: das Ja zu sich selbst, die Selbstannahme und Selbstwertschätzung. Zeit, um eigene Bedürfnisse zu erspüren und sich darin von Gott beschenken lassen. Dann aber vor allem das liebende Sich-Verschenken – an Gott und an andere. Zeit für Gebet, Bibel, Stille und Einsamkeit. Eintreten für Gerechtigkeit. Offene Türen und offene Herzen für Fremde und Außenseiter. Gute Worte für Menschen um uns herum: Ermutigung und Trost und kleine Geschenke. Unverzweckte Zeit mit dem Ehepartner, den Kindern, einer guten Freundin. Langsamer leben. Spazierengehen in der Natur. Insgesamt weniger tun, das aber bewusst. Solche Dinge …
Jesus sprach: »Das wichtigste Gebot ist: ›Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, ist der alleinige Herr. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit deinem ganzen Verstand und mit all deiner Kraft!‹ An zweiter Stelle steht das Gebot: ›Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‹ Kein Gebot ist wichtiger als diese beiden.«
Markus 12, 29-31
Wen will ich heute mehr lieben? Und: wie?
Herr meiner Stunden und meiner Jahre, du hast mir viel Zeit gegeben.
Sie liegt hinter mir und sie liegt vor mir. Sie war mein und sie wird mein, und ich habe sie von dir.
Ich danke dir für jeden Schlag der Uhr und für jeden Morgen, den ich sehe.
Ich bitte dich nicht, mir mehr Zeit zu geben. Ich bitte dich aber um Weisheit und Willenskraft, dass ich meine Tage gut lebe.
Lehre mich, ein wenig Zeit freizuhalten von Ablenkung und Pflichten: ein wenig für Stille und Gebet, ein wenig für das Spiel, ein wenig für die Menschen um mich, die meine Liebe und meine Aufmerksamkeit brauchen.
Ich bitte dich um Sorgfalt, dass ich meine Zeit nicht töte, nicht vertreibe, nicht verderbe.
Jede Stunde ist wie ein Streifen Land. Ich möchte ihn aufreißen mit dem Pflug und Liebe hineinwerfen, damit Frucht wächst. Segne du meinen Tag.
nach Jörg Zink