Eile und Hektik sind Feinde der Liebe
Herzlich Willkommen zu LebensLiturgien, Staffel 6, Thema „Zeit“. Das mit der Zeit ist eine seltsame Sache: sie umgibt uns überall und bleibt doch ungreifbar. Manchmal vergeht sie quälend langsam, dann wieder viel zu schnell. Wir hätten gerne mehr von ihr – und vergeuden sie doch allzu oft. In dieser Staffel wollen wir versuchen, genau das tiefer zu verstehen und zu lernen, auf gute Weise in der Zeit zu leben.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt
und lasse es ruhig werden in mir.
Ich nehme mir Zeit und atme langsam und bewusst.
Herr über Zeit und Ewigkeit: du bist hier. Jetzt.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Alles hat seine Zeit. Das gilt für alles, was auf der Erde geschieht.
Neues Leben hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit.
Kranksein hat seine Zeit und Gesundsein hat seine Zeit.
Weinen und Klage haben ihre Zeit, aber auch Jubel, Leichtigkeit und Freude.
Konflikte und Kriege haben ihre Zeit, aber auch Versöhnung und Friede.
Es gibt eine Zeit für Umarmung und Liebe, und eine Zeit für Loslassen und Sich-Trennen.
Es gibt eine Zeit für Rushour, Schnelligkeit und Zeitdruck, und eine Zeit für Ruhe, Durchatmen und Pausen.
Alles hat Gott so eingerichtet, dass es schön ist zu seiner Zeit – sogar die Ewigkeit hat Gott dem Menschen ins Herz gelegt.
Nur dass der Mensch nicht in der Lage ist, das Werk Gottes zu begreifen: er durchschaut weder, wo es beginnt, noch wo es endet.
nach Prediger 3
Sinn und Inhalt unseres Lebens sollte also dies hier sein:
Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit deinem ganzen Verstand und mit all deiner Kraft!‹ An zweiter Stelle steht das Gebot: ›Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‹
Markus 12, 29-31
Wenn Liebe der Auftrag ist, sind Eile und Hektik der Feind.
John Mark Comer schreibt: „Hektik und Liebe sind unvereinbar. Meine schlimmsten Momente als Vater, Ehemann und Pastor (…) stehen fast immer in Zusammenhang mit Zeitdruck – wenn ich zu spät zu einem Termin komme, wenn ich mit meiner unrealistischen To-Do-Liste im Rückstand bin, wenn ich versuche, zu viel in meinen Tag zu packen. Ich verbreite dann Wut, Anspannung und kritische Nörgelei – also das Gegenteil von Liebe. (…) Hektik und Liebe sind wie Öl und Wasser: sie verbinden sich einfach nicht. (…) Das Gleiche gilt für Freude und Frieden. (…) Alle drei sind unvereinbar mit Hetze und Eile.“
Ich denke: wir alle spüren dies. Und hasten doch oft vor uns hin. Und wundern uns dann, wie wenig Liebe, Freude und Frieden wir in unserem Leben vorfinden.
Aus diesem Grund üben die Worte, die Eugene Peterson Jesus in seiner Bibelübersetzung „The Message“ in den Mund gelegt hat, eine große Anziehungskraft aus. Der Ruf Jesu an die Mühseligen und Beladenen aus Matthäus 11,28 klingt in der The-Message-Bibel so:
Fühlst du dich müde? Erschöpft? Abgenutzt?
Ist dein Leben zu laut?
Komm zu mir! Komm mit mir und ich werde dir dein Leben wiedergeben!
Ich lehre dich wahre Ruhe. Komm und arbeite mit mir gemeinsam – achte auf mich und lerne von mir.
Erlerne den Rhythmus der Gnade, der frei ist von Zwang und Getrieben-Sein.
Ich erlege dir nichts auf, was du nicht tragen kannst oder was dich krank macht.
Bleibe in mir und du wirst lernen, frei und leicht zu leben.
In welchem Bereich meines Lebens sehne ich mich aktuell am intensivsten nach einem heilsamen Rhythmus der Gnade? Nach einem Lebensstil und einem Lebenstempo, die Raum lassen für Glaube, Liebe, Freude und Frieden? In der Stille komme ich mit Gott darüber ins Gespräch.
Herr meiner Stunden und meiner Jahre, du hast mir viel Zeit gegeben.
Sie liegt hinter mir und sie liegt vor mir. Sie war mein und sie wird mein, und ich habe sie von dir.
Ich danke dir für jeden Schlag der Uhr und für jeden Morgen, den ich sehe.
Ich bitte dich nicht, mir mehr Zeit zu geben. Ich bitte dich aber um Weisheit und Willenskraft, dass ich meine Tage gut lebe.
Lehre mich, ein wenig Zeit freizuhalten von Ablenkung und Pflichten: ein wenig für Stille und Gebet, ein wenig für das Spiel, ein wenig für die Menschen um mich, die meine Liebe und meine Aufmerksamkeit brauchen.
Ich bitte dich um Sorgfalt, dass ich meine Zeit nicht töte, nicht vertreibe, nicht verderbe.
Jede Stunde ist wie ein Streifen Land. Ich möchte ihn aufreißen mit dem Pflug und Liebe hineinwerfen, damit Frucht wächst. Segne du meinen Tag.
nach Jörg Zink