Teresa und einige Mitschwestern sehnen sich nach kompromissloser, echter Hingabe in einem neu zu gründenden Kloster.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“ – Staffel 4: Teresa erzählt. Wir tauchen ein in das Leben von Teresa von Avila, einer der faszinierendsten Frauen der Kirchengeschichte: Mystikerin, Klostergründerin und Schriftstellerin. Radikal, liebenswert, ungezähmt und demütig.
Eine, die Gott auf tiefste Weise erlebt hat und davon berührend und herausfordernd erzählt. Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, biografische Erzählung und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Ich sammle mich und bin ganz da.
Herr, auch du bist da, wohnst in mir und füllst mich mit deiner Liebe.
Ein Gebet von Paulus:
Und so knie ich nieder vor dem Vater, dem wahren Ursprung von allem, der unerschöpflich reich ist an Macht und Herrlichkeit.
Mein Gebet ist, dass Christus aufgrund des Glaubens in euren Herzen wohnt und euer Leben fest in der Liebe verwurzelt ist.
Das wird Euch dazu befähigen, die Liebe Christi zu erfassen in all ihren Dimensionen in voller Breite, in voller Länge, in ganzer Tiefe und all ihrer Höhe.
Ja ich bete darum, dass Ihr seine Liebe versteht, die doch weit über alles Verstehen hinausreicht, und dass Ihr auf diese Weise mehr und mehr mit der ganze Fülle des Lebens erfüllt werdet, das bei Gott zu finden ist.
Ihm, der mit seiner unerschöpflichen Kraft in uns am Werk ist und unendlich viel mehr zu tun vermag, als wir erbitten oder begreifen können, ihm gebührt durch Jesus Christus die Ehre in der Gemeinde von Generation zu Generation und für immer und ewig. Amen.
aus Epheser 3
Etwa sechs Jahre nach Teresas geistlichem Durchbruch, im Oktober 1560, sitzt Teresa mit einigen Mitschwestern und Freundinnen in ihrer Wohnzelle zusammen. Ihr Gespräch kommt auf jene radikalen Männer und Frauen, die sich im vierten Jahrhundert in die Wüste zurückzogen, um dort ein ganz und gar asketisches, kontemplatives Leben zu führen. Schon lange teilen Teresa und ihre Gefährtinnen diese Sehnsucht nach einem ganz und gar einfachen, heiligen Leben ohne jede Kompromisse. Eine Mitschwester schreibt über dieses Treffen:
„Da sagten einige, wenn sie schon nicht in die Wüste gehen könnten, könnte es doch ein Klösterchen mit nur wenigen Schwestern geben. Da sagte Teresa, sie würden ja davon sprechen, eine Reform durchzuführen und wieder die ursprüngliche Regel zu beachten. Dann sagte sie, sie wolle Gott bitten, sie zu erleuchten, wie es am besten geschähe.“
Im Anschluss kommt das Gespräch auf weitere Vorbilder, diesmal historisch gesehen gar nicht so weit von ihnen entfernt. Im Orden der Franziskaner gab es seit einigen Jahrzehnten eine kraftvolle Reformbewegung, die zu den ursprünglichen Regeln des heiligen Franz von Assisi zurückwollte.
Denn selbst in den Klöstern hatten sich in den letzten Jahrhunderten mehr und mehr Kompromisse eingeschlichen. Kirche und Köster waren eine Möglichkeit geworden, der Armut zu entkommen und Karriere zu machen. Viele sogenannte „Geistliche“ waren deshalb alles andere als geistlich. Dazu kam, dass weltliche Macht und Kirche eng miteinander verflochten waren. All das hatte dazu geführt, dass der Kirche und den Klöstern vielfach Leuchtkraft, Hingabe und Wahrhaftigkeit abhandengekommen waren.
Innerhalb des Franziskanerordens hatten sich einige Klöster deshalb wieder ganz und gar freigemacht von der Welt und waren zurückgekehrt zu ihren radikalen Anfängen rund um ihren Gründer Franz von Assisi. Zum äußeren Zeichen ihrer neu gewonnen Armut und Kompromisslosigkeit, verzichteten sie sogar auf die einfachen Sandalen und gingen barfuß. „Unbeschuht“ zu sein war seitdem zum Schlagwort und zum Sehnsuchtsbegriff geworden für alle, die sich nach einem Zurück zu echter Hingabe sehnten.
Und Gott gibt Teresa grünes Licht für die Pläne einer eigenen Klostergründung:
„Eines Tages nach der Kommunion trug mir Seine Majestät eindringlich auf, mich mit aller Kraft dafür einzusetzen, dass das Kloster errichtet und ihm darin sehr gedient würde, und dass es nach dem heiligen Josef benannt werden solle, und dass an der einen Pforte er, der heilige Josef, über uns wachen würde und Unsere Liebe Frau, die heilige Maria, an der anderen, und dass Christus unter uns weilen würde, und dass das Kloster ein Stern wäre, der großen Glanz ausstrahlte.“
Wo haben sich auch in meinem Leben zu viele Kompromisse mit der Welt eingeschlichen? In der Stille frage ich Gott, ob es einen Bereich in meinem Leben gibt, in dem ich mehr Hingabe und mehr liebevolle Kompromisslosigkeit wagen soll.
Oh Heiliger Geist, komm in mein Leben und erfülle mich!
Ich für mich bin nichts weiter als ein leeres, zerbrechliches Gefäß: Erfülle mich, auf dass ich ein Leben aus deiner Kraft lebe.
Ein Leben voller Güte und Wahrheit, ein Leben voller Schönheit und Liebe, ein Leben voller Weisheit, Geduld und Stärke.
Aber vor allem: Lass Christus in mir Gestalt gewinnen!
Hilf den Thron in meinem Herzen räumen und mache Christus zu meinem Herrn und König,
auf dass wir eine Einheit werden: er in mir und ich in ihm. Heute und an allen Tagen.
Und in Ewigkeit. Amen.
Ich gehe in diesen Tag mit Worten von Teresa:
Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles vergeht, Gott aber ändert sich nicht.
Gott alleine genügt.
Wer ihn hat, dem wird nichts fehlen.