Johannes vom Kreuz ist einer der wichtigsten Freunde, Weg- und Leidensgefährten Teresas. In dieser und der nächsten Folge lernen wir ihn kennen.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“ – Staffel 4: Teresa erzählt. Wir tauchen ein in das Leben von Teresa von Avila, einer der faszinierendsten Frauen der Kirchengeschichte: Mystikerin, Klostergründerin und Schriftstellerin. Radikal, liebenswert, ungezähmt und demütig.
Eine, die Gott auf tiefste Weise erlebt hat und davon berührend und herausfordernd erzählt. Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, biografische Erzählung und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Ich sammle mich und bin ganz da.
Herr, auch du bist da, wohnst in mir und füllst mich mit deiner Liebe.
Ein Gebet von Paulus:
Und so knie ich nieder vor dem Vater, dem wahren Ursprung von allem, der unerschöpflich reich ist an Macht und Herrlichkeit.
Mein Gebet ist, dass Christus aufgrund des Glaubens in euren Herzen wohnt und euer Leben fest in der Liebe verwurzelt ist.
Das wird Euch dazu befähigen, die Liebe Christi zu erfassen in all ihren Dimensionen in voller Breite, in voller Länge, in ganzer Tiefe und all ihrer Höhe.
Ja ich bete darum, dass Ihr seine Liebe versteht, die doch weit über alles Verstehen hinausreicht, und dass Ihr auf diese Weise mehr und mehr mit der ganze Fülle des Lebens erfüllt werdet, das bei Gott zu finden ist.
Ihm, der mit seiner unerschöpflichen Kraft in uns am Werk ist und unendlich viel mehr zu tun vermag, als wir erbitten oder begreifen können, ihm gebührt durch Jesus Christus die Ehre in der Gemeinde von Generation zu Generation und für immer und ewig. Amen.
aus Epheser 3
Ab dem Jahr 1567 sind Teresa und Johannes vom Kreuz Freunde, Weggefährten und später auch Leidensgefährten. Deshalb an dieser Stelle ein kurzer Blick auf Johannes vom Kreuz.
Johannes wächst in ärmlichen Verhältnissen auf und verliert mit neun Jahren seinen Vater. Als Kind lernt er weder lesen noch schreiben und wird schließlich Pfleger in einem Armenkrankenhaus. Zu dieser Zeit besucht er nebenbei Kurse im örtlichen Kolleg der Jesuiten und bildet sich. Dort zeigt sich seine Hochbegabung – gerade auch im spirituellen Bereich: Johannes ist ein Mann mit einer tiefen sehnsuchtsvollen Liebe zu Gott. Er studiert Theologie und Philosophie, sein besonderes Interesse gilt der Poesie und der Mystik.
Johannes wird zum Priester geweiht und sucht intensiv nach seinem Platz. Als er sich gerade dafür entscheiden will, in den strengen Schweigeorden der Karthäuser einzutreten, begegnet er Teresa. Sie gewinnt ihn für den Plan, den Karmel-Orden zu reformieren. So wird aus Johannes der Novizenmeister des ersten Männerklosters der unbeschuhten Karmeliten – und kurz darauf der geistliche Begleiter von unzähligen Schwestern, Priestern und Laien.
Dann eskaliert der Streit zwischen dem Stammorden der Karmeliten und seinem „unbeschuhten“ Reformzweig – wir werden in diesem Podcast noch davon hören. Johannes wird von Gegnern entführt und neun Monate lang in einer winzigen Kammer eingekerkert: ohne Kleiderwechsel, Tageslicht und menschlichen Kontakt.
„Bring mich heraus aus diesem Tod, mein Gott und gib mir das Leben;
halt mich nicht fest in dieser so harten Schlinge. Sieh, wie ich leide, um dich zu sehen.“
Diese Zeit erlebt Johannes als Zeit des Schreckens – und als eine Zeit der Reinigung. Dort, im Kerker, erfährt er Dunkelheit, die dunkle Nacht der Seele. Und er erfährt durch diese Dunkelheit hindurch die Gegenwart Gottes. Johannes spürt, dass Gott in dieser furchtbaren Zeit seinen Glauben läutert. Wobei: zuerst einmal spürt er, dass sein Glaube fast zerbricht. Alles in ihm sehnt sich nach Gott, nach Gottes beglückender Gegenwart, nach seinem Eingreifen. Aber nichts davon geschieht. Johannes‘ Gebetszeiten bleiben trocken und kalt, seine Situation unverändert und unerträglich.
Im Aushalten dieser Dunkelheit erkennt er, wie sehr er sich an Gottes beglückende Gegenwart gewöhnt hat. Er, der bis dahin viele ähnlich tiefe mystische Gebetserfahrungen wie Teresa gemacht hat, erkennt: allzu oft hat er im Gebet nicht Gott selbst gesucht, sondern den Frieden und das Glück, die mit Gottes Gegenwart einhergehen. Nun aber, mitten in seiner tiefen Seelen-Nacht, schärft sich seine Liebe und seine Sehnsucht zu Gott.
„Meine Augen möchten dich gerne schauen, denn du allein machst sie sehend und hell,
nur für dich allein sollen sie leuchten.
Enthülle mir deine Anwesenheit, auch wenn mich der Anblick deiner Schönheit tötet.
Du siehst die Schmerzen der Liebe, die man durch nichts heilen kann
als durch deinen Anblick und deine Gegenwart.“
Wieviel meiner Liebe und Sehnsucht zu Gott richtet sich in Wirklichkeit eher auf seine guten Gaben als auf Gott selbst? In der Stille – und gemeinsam mit Gott – versuche ich dafür ein Gefühl zu bekommen.
Oh Heiliger Geist, komm in mein Leben und erfülle mich!
Ich für mich bin nichts weiter als ein leeres, zerbrechliches Gefäß: Erfülle mich, auf dass ich ein Leben aus deiner Kraft lebe.
Ein Leben voller Güte und Wahrheit, ein Leben voller Schönheit und Liebe, ein Leben voller Weisheit, Geduld und Stärke.
Aber vor allem: Lass Christus in mir Gestalt gewinnen!
Hilf den Thron in meinem Herzen räumen und mache Christus zu meinem Herrn und König,
auf dass wir eine Einheit werden: er in mir und ich in ihm. Heute und an allen Tagen.
Und in Ewigkeit. Amen.
Ich gehe in diesen Tag mit Worten von Teresa:
Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles vergeht, Gott aber ändert sich nicht.
Gott alleine genügt.
Wer ihn hat, dem wird nichts fehlen.