Wie Teresa eine ganze Weile an ihrer innersten Berufung vorbeilebt
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“ – Staffel 4: Teresa erzählt. Wir tauchen ein in das Leben von Teresa von Avila, einer der faszinierendsten Frauen der Kirchengeschichte: Mystikerin, Klostergründerin und Schriftstellerin. Radikal, liebenswert, ungezähmt und demütig.
Eine, die Gott auf tiefste Weise erlebt hat und davon berührend und herausfordernd erzählt. Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, biografische Erzählung und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Ich sammle mich und bin ganz da.
Herr, auch du bist da, wohnst in mir und füllst mich mit deiner Liebe.
Ein Gebet von Paulus:
Und so knie ich nieder vor dem Vater, dem wahren Ursprung von allem, der unerschöpflich reich ist an Macht und Herrlichkeit.
Mein Gebet ist, dass Christus aufgrund des Glaubens in euren Herzen wohnt und euer Leben fest in der Liebe verwurzelt ist.
Das wird Euch dazu befähigen, die Liebe Christi zu erfassen in all ihren Dimensionen in voller Breite, in voller Länge, in ganzer Tiefe und all ihrer Höhe.
Ja ich bete darum, dass Ihr seine Liebe versteht, die doch weit über alles Verstehen hinausreicht, und dass Ihr auf diese Weise mehr und mehr mit der ganze Fülle des Lebens erfüllt werdet, das bei Gott zu finden ist.
Ihm, der mit seiner unerschöpflichen Kraft in uns am Werk ist und unendlich viel mehr zu tun vermag, als wir erbitten oder begreifen können, ihm gebührt durch Jesus Christus die Ehre in der Gemeinde von Generation zu Generation und für immer und ewig. Amen.
aus Epheser 3
Mit 27 Jahren beginnt Teresa nach ihrer langen und schweren Krankheitszeit wieder am klösterlichen Leben im Menschwerdungskloster in Avila teilzunehmen. Schon bald aber zerreißt es sie dort fast. Auf der einen Seite ist da in ihr der feine Ruf in die stille Hingabe an Jesus, der Lockruf des inneren, stillen Betens. Auf der anderen Seite steht der trubelige, für klösterliche Verhältnisse recht weltliche Alltag dort.
Denn: das Menschwerdungskloster in Avila bot nicht nur hingegebenen Gottsucherinnen eine Heimat, sondern auch – vielleicht sogar vor allem – Töchtern aus adligen Familien, die auf dem Heiratsmarkt leer ausgegangen waren. Viele der Frauen dort waren Nonnen geworden, weil ihnen nichts anderes übrigblieb. Sie fanden keine Erfüllung in Stille, Abgeschiedenheit, Gebet und Gehorsam. Aus diesem Grund gab es für dieses Kloster keine strenge Klausur, also keine strenge Trennung von der Welt. Die Schwestern durften Besuche von außen empfangen – und wenn die Besuchszeiten nicht ausreichten, schlichen viele sich nachts heimlich aus ihren Zimmern, um durch einen Spalt in der Mauer mit Freundinnen oder Verwandten zu reden.
Hinzu kam eine Mehrklassengesellschaft innerhalb des Klosters. Während die ärmeren Schwestern sich einen großen, sehr einfach gehaltenen Schlafsaal teilten, hatten die Schwestern aus reichen Familien eigene kleine Wohnungen, manche sogar mit Bediensteten.
„Es ist schade um die vielen, die sich aus der Welt zurückziehen möchten, sich dann aber in zehn Welten zugleich vorfinden, so dass sie weder ein noch aus wissen. Ihre Jugend, ihre Gefühlswelt und der Böse umwerben und bewegen sie, manchen Dingen nachzulaufen, die genau der Welt entsprechen. Welch gewaltiges Unheil in den Orden, in denen man die Ordensregel nicht hält, wo es in einem Kloster zwei Wege gibt: die Beachtung der klösterlichen Regel und die Nicht-Beachtung. Der Weg der wahren Regelbeachtung wird selten begangen, so dass die Schwester, die wirklich anfangen möchte, ihre Berufung zu leben, die Leute im eigenen Haus mehr fürchten muss als alle Dämonen.“
Teresa erlebt, wie es sie zunehmend hineinzieht in all die Ablenkungen und Möglichkeiten im Kloster. Sie findet nicht mehr hinein in den vertrauten, liebevollen Umgang mit Gott, der sich aus der Stille speist, findet nicht mehr hinein in das, was ihr eigentlich so viel bedeutet und was sie als ihre innerste Berufung spürt. Stattdessen verliert sie sich in Äußerlichkeiten und Freundschaften mit anderen Schwestern. Die innere Leere und die Schuldgefühle, die sie deshalb empfindet, entfremden sie nur noch mehr von Gott.
„So begann ich also, von Zeitvertreib zu Zeitvertreib, von Eitelkeit zu Eitelkeit, mich sehr bedenklichen Gelegenheiten auszusetzen und meine Seele in so viele Eitelkeiten zu verstricken, dass ich mich sogar schämte, mich in einer so besonderen Freundschaft, wie es das Verweilen im stillen Gebet ist, Gott erneut zuzuwenden. Das war der schrecklichste Irrtum, dass ich begann, mich vor dem inneren Beten zu fürchten, da ich mir so verloren vorkam.“
Spüre ich in meinem Leben eine besondere Berufung von Gott her: eine besondere Begabung und Leidenschaft, in der ich mich selbst als lebendig und Gott als nah erlebe? Lebe ich diese Berufung aktuell? Falls nein: was hält oder lenkt mich davon ab?
Oh Heiliger Geist, komm in mein Leben und erfülle mich!
Ich für mich bin nichts weiter als ein leeres, zerbrechliches Gefäß: Erfülle mich, auf dass ich ein Leben aus deiner Kraft lebe.
Ein Leben voller Güte und Wahrheit, ein Leben voller Schönheit und Liebe, ein Leben voller Weisheit, Geduld und Stärke.
Aber vor allem: Lass Christus in mir Gestalt gewinnen!
Hilf den Thron in meinem Herzen räumen und mache Christus zu meinem Herrn und König,
auf dass wir eine Einheit werden: er in mir und ich in ihm. Heute und an allen Tagen.
Und in Ewigkeit. Amen.
Ich gehe in diesen Tag mit Worten von Teresa:
Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles vergeht, Gott aber ändert sich nicht.
Gott alleine genügt.
Wer ihn hat, dem wird nichts fehlen.