Zum Abschluss der Staffel erscheinen die biografischen Teile der letzten vierzig Folgen zu Teresa von Avila noch einmal hübsch verpackt in Viertelstunden-Häppchen – zum Erinnern, Vertiefen, Nochmal-Freuen und Weiterdenken.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“ – Staffel 4: Teresa erzählt. Zum Abschluss der Staffel erscheinen hier die biografischen Teile der letzten vierzig Folgen zu Teresa von Avila noch einmal hübsch verpackt in Viertelstunden-Häppchen – zum Erinnern, Vertiefen, Nochmal-Freuen und Weiterdenken. Und jetzt: viel Freude damit!
Es kommt nun zu einem riesigen Durcheinander von Kompetenzen. Sowohl am päpstlichen Hof wie auch am spanischen Königshof haben die unbeschuhten Karmeliten anfangs starke Fürsprecher. So kommt es dazu, dass Jeronimo Gracians Befugnisse noch erweitert werden: Gracian, Teresas enger Freund, ist nun offiziell Visitator für alleKarmelitischen Klöster in Kastilien und Andalusien – für die beschuhten und die unbeschuhten. Eine Aufgabe, die Gracian wahrnimmt, wobei er ständig aufpassen muss, bei Mahlzeiten in ihm feindlich gesinnten Klöstern nicht vergiftet zu werden.
Der Stammorden der Karmeliten mit Sitz in Rom dagegen bildet das gegnerische Lager und ernennt einen ganz anderen Jerónimo zum neuen Visitator aller Karmeliten in Spanien: Jerónimo Tostado. Vom Rom aus werden damit alle Kompetenzen von Jeronimo Gracian für null und nichtig erklärt. Als am päpstlichen Hof der letzte große Fürsprecher der unbeschuhten Karmeliten stirbt und stattdessen ein erklärter Feind Teresas dessen Amt antritt, beginnt die Verfolgung der unbeschuhten Karmeliten mit voller Härte. Jeronimo Gracian wird nun auch vom neuen Nuntius am päpstlichen Hof in seiner Funktion als Visitator für abgesetzt erklärt. Als Gracian dies nicht akzeptiert, wird ihm von dort mit Tod auf dem Scheiterhaufen gedroht. Daraufhin flieht Gracian und versteckt sich in einer Einsiedlerhöhle.
Im bis dahin unreformierten Menschwerdungskloster von Avila, in dem Teresa viele Jahre gelebt hat, kommt es in dieser Zeit zu einem Skandal. Teresa schreibt darüber in einem Brief folgendes:
„Es diene Eurer Ehrwürden zur Kenntnis, dass im hiesigen Kloster zur Menschwerdung etwas vorgefallen ist, dergleichen man wohl nach meiner Ansicht sonst nirgends erlebt hat. Auf Befehl des Paters Tostado kam heute vor vierzehn Tagen der Provinzial der „Beschuhten“ in dieses Kloster, um dort die Wahl der neuen Priorin zu leiten. Gleich anfangs drohte er mit Kirchenstrafen und der Exkommunikation all derer, die mir ihre Stimme geben würden. Allein dies kümmerte sie nicht. 55 Nonnen gaben mir ihre Stimme. Bei jedem Stimmzettel der auf mich fiel, exkommunizierte und verfluchte er die Nonne, die ihm denselben gab. Er schlug mit der Faust auf die Stimmzettel, zerknitterte und verbrannte sie dann. Diese Nonnen sind nun seit 14 Tagen exkommuniziert.“
Schließlich kommt es zur bereits erwähnten Entführung von Johannes vom Kreuz. In einer bitterkalten Dezembernacht entführt eine Gruppe von beschuhten Mönchen mit bewaffneten Begleitern Johannes vom Kreuz. Er wird vor ein selbsternanntes Tribunal von Beschuhten gestellt. Als er sich weigert, den Reformbestrebungen abzuschwören, wird er in einen Kerker geworfen, der so eng und niedrig ist, dass selbst der kleinwüchsige Johannes darin nicht aufrecht stehen kann. Ab und zu holen seine Peiniger ihn aus der Zelle, schlagen und verhöhnen ihn oder zwingen ihn zuzusehen, wie sie ein üppiges Mahl verzehren. Erst neun Monate später gelingt es Johannes, mithilfe einiger notdürftig zu einem Seil zusammengebundener Lumpen aus seinem kleinen Kerkerfenster zu fliehen.
Teresa, der das Reisen aus Rom verboten wurde, kann gegen all dies nichts machen – außer immer wieder aus ihrer Klosterzelle Briefe an den spanischen Königshof zu schreiben, also an den Ort, wo die letzten einflussreichen Unterstützer ihrer Reformen zu finden sind. Doch ihre Briefe verhallen ungehört.
Kurz nachdem Johannes vom Kreuz aus seiner Gefangenschaft fliehen kann, treffen sich führende Männer der unbeschuhten Karmeliten, um im Geheimen zu beraten, was in dieser verzweifelten Situation getan werden kann.
Sie schmieden einen riskanten Plan: zwei aus ihrer Mitte sollen sich aufmachen nach Rom, um dort Unterstützer zu finden für die Gründung einer vom Stammorden unabhängigen Provinz für die Unbeschuhten. Teresa hält wenig von diesem Plan.
„Alle sind wir hier der Meinung, dass keine Brüder nach Rom gehen sollen, und zwar aus folgenden Gründen: erstens, da es nicht geheim vor sich geht, und sie vielleicht noch vor ihrer Abreise von den Brüdern gefasst werden, was bedeuten würde, sie dem Tod auszusetzen; zweitens, weil sie ihre Papiere und ihr Geld verlieren würden; drittens, weil sie mit den Geschäften in Rom nicht sehr erfahren sind; viertens, weil sie bei ihrer Ankunft dort als Klosterflüchtlinge aufgegriffen würden, da unser Pater General nicht mehr da ist, und sie letzten Endes durch die Straßen irrten und ohne Unterstützung da stünden. Allen hier kommt es abwegig vor, Brüder loszuschicken.“
Und Teresa behält Recht mit ihren Bedenken. Die Mission wird aufgedeckt und alle Dokumente, die sie mit sich führen, werden sichergestellt. Nun haben die Gegner der Unbeschuhten genügend Beweise in der Hand, um die Reformer als Abtrünnige und Verschwörer anzuklagen. Als Ergebnis dieser Anklage werden die Unbeschuhten per Dekret aus Rom dem Stammorden komplett unterstellt – womit die Reformbewegung im Grunde ausgelöscht ist.
Und Teresa? Hält dieses Unrecht tapfer aus – wie auch Jesus die falschen Beschuldigungen und Schläge damals ertragen hatte, ohne zurückzuschlagen. Für Teresa ist dies eine der wichtigsten Tugenden: nicht selbst die eigene Ehre verteidigen, sondern sich ganz Gott und dessen Tun anzuvertrauen.
Doch die Gegner in Rom geben sich mit ihrem Sieg nicht zufrieden. Der päpstliche Nuntius will die Reformbewegung komplett vernichten und stellt dem Dekret eine Anklageschrift zur Seite, die voller haltloser Verleumdungen ist: Gracian wird vorgeworfen, seine Visitationen in Nonnenklöstern ausgenutzt zu haben, um sich unerlaubterweise dort Frauen zu nähern. Der Planwagen, mit dem Teresa oft auf ihren Klostergründungsreisen unterwegs war, soll als fahrendes Bordell genutzt worden sein. Und von den unbeschuhten Frauenklöstern wird behauptet, dass sie voller Kinder seien, die auf den Reisen der Schwestern in Wirtshäusern durch Unzucht entstanden sind.
„Was mir sehr zu schaffen macht, ist, dass im Ermittlungsprozess einige Sachverhalte zur Sprache kamen, die, wie ich weiß, ganz sicher falsch sind. Dass es um Lügen und Rufmord geht, hat mich zutiefst getroffen. Es bedeutet eine große Schuld, so etwas vorzubringen!“
Mit dieser Anklageschrift aber haben die Gegner den Bogen überspannt. Über einige ihrer Kontakte wendet sich Teresa an den spanischen König und bittet diesen, sich ein realistisches Bild von der Lage und den Anschuldigungen zu verschaffen. König Philipp II. beruft ein Gremium von vier Beratern, die sowohl die Vorwürfe wie auch die Ereignisse der vergangenen Monate untersuchen.
Nach Vorstellung der Ergebnisse trifft der König folgende Entscheidung: das Dekret aus Rom wird für ungültig erklärt. Stattdessen bekommen die unbeschuhten Karmeliten einen eigenen Ordensoberen – und damit ein gutes Stück Unabhängigkeit. Alle festgehaltenen Mönche und Nonnen der Unbeschuhten müssen freigelassen werden und auch Teresa darf sich wieder frei bewegen – und sogar weitere Klöster gründen.
In den drei Jahren, die Teresa bis zu ihrem Tod nun noch bleiben, reist sie – im hohen Alter von Mitte Sechzig – noch einmal kreuz und quer durch Spanien, erlebt Siege und Niederlagen, gründet weitere vier Klöster und stirbt schließlich auf einer ihrer Reisen im Alter von 67 Jahren.
O, Seele, suche dich in Mir:
die Liebe hat in Meinem Wesen,
dich abgebildet treu und klar,
kein Maler lässt so wunderbar,
o Seele, deine Züge lesen.
Hat doch die Liebe dich erkoren
als Meines Herzens schönste Zier:
bist du verwirrt, bist du verloren:
o Seele, suche dich in Mir.
In Meines Herzens Tiefe
trage Ich dein Porträt, so echt gemalt;
sähst du, wie es vor Leben strahlt,
verstummte jede bange Frage.Und wenn dein Sehnen Mich nicht findet,
dann such‘ nicht dort und such‘ nicht hier:
gedenk, was dich im Tiefsten bindet,
dann, Seele, suche Mich in dir.
Du bist Mein Haus und Meine Bleibe,
bist Meine Heimat für und für:
Ich klopfe stets an deine Tür,
dass dich kein Trachten von Mir treibe.
Und meinst du, Ich sei fern von hier,
dann ruf Mich,
und du wirst erfassen,
dass Ich dich keinen Schritt verlasse.
O Seele, suche Mich in Dir.
Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles vergeht, Gott aber ändert sich nicht.
Gott alleine genügt.
Wer ihn hat, dem wird nichts fehlen.