Teil 2 der bedrohlichen Entwicklungen rund um Teresas Lebenswerk.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“ – Staffel 4: Teresa erzählt. Wir tauchen ein in das Leben von Teresa von Avila, einer der faszinierendsten Frauen der Kirchengeschichte: Mystikerin, Klostergründerin und Schriftstellerin. Radikal, liebenswert, ungezähmt und demütig.
Eine, die Gott auf tiefste Weise erlebt hat und davon berührend und herausfordernd erzählt. Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, biografische Erzählung und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Ich sammle mich und bin ganz da.
Herr, auch du bist da, wohnst in mir und füllst mich mit deiner Liebe.
Ein Gebet von Paulus:
Und so knie ich nieder vor dem Vater, dem wahren Ursprung von allem, der unerschöpflich reich ist an Macht und Herrlichkeit.
Mein Gebet ist, dass Christus aufgrund des Glaubens in euren Herzen wohnt und euer Leben fest in der Liebe verwurzelt ist.
Das wird Euch dazu befähigen, die Liebe Christi zu erfassen in all ihren Dimensionen in voller Breite, in voller Länge, in ganzer Tiefe und all ihrer Höhe.
Ja ich bete darum, dass Ihr seine Liebe versteht, die doch weit über alles Verstehen hinausreicht, und dass Ihr auf diese Weise mehr und mehr mit der ganze Fülle des Lebens erfüllt werdet, das bei Gott zu finden ist.
Ihm, der mit seiner unerschöpflichen Kraft in uns am Werk ist und unendlich viel mehr zu tun vermag, als wir erbitten oder begreifen können, ihm gebührt durch Jesus Christus die Ehre in der Gemeinde von Generation zu Generation und für immer und ewig. Amen.
aus Epheser 3
Im Mai 1572 holt Teresa Johannes vom Kreuz aus seinem Kloster zu sich nach Avila, um in der geistlichen Erziehung der Schwestern eine Unterstützung zu haben. In den nächsten Jahren setzt sie ihn zusätzlich überall da ein, wo sie ihre Reformen in Gefahr sieht.
Als sie erfährt, dass im Männerkloster in Pastrana ein Mönch die Leitung übernommen hat, der seinen Novizen Schläge auf den nackten Rücken verabreichen lässt, um ihre Leidensfähigkeit zu prüfen, schickt Teresa ihren Vertrauten Johannes. Dessen Eingreifen ist es zu verdanken, dass einer der dortigen jungen Novizen sein Noviziat nun doch nicht abbricht. Sein Name: Jerónimo Gracián, ein kluger junger Mann mit freundlichem und einnehmendem Wesen.
Nur ein Jahr später, nach dem Ablegen seines Gelübdes, wird Jerónimo Gracián – ein unfertiger, 28-jähriger Mönch – zum Apostolischen Visitator des Ordens der unbeschuhten Karmeliten in der Provinz Andalusien ernannt … und gerät damit hinein in eine gefährliche, hochpolitische Auseinandersetzung zwischen dem spanischen Königshof und dem Vatikan in Rom, zwischen dem Zweig der unbeschuhten Karmeliten, deren Herz ganz in Spanien schlägt und dem unreformierten Stammorden, der von Rom aus geleitet wird.
Der Hintergrund dieses Konflikts ist: König Philipp II. von Spanien will nicht nur Spanien regieren, sondern auch die spanische Kirche reformieren. In diesem Zuge beginnt er, den großen, traditionsreichen Stammorden der Karmeliten in Spanien immer mehr ins Abseits zu stellen und durch den reformierten Zweig der unbeschuhten Karmeliten rund um Teresa und Johannes vom Kreuz zu ersetzen.
Ohne Absprache mit dem römischen Generaloberen Rossi, der Teresa sieben Jahre zuvor die Gründung reformierter Frauen- und Männerklöster erlaubt hat, ernennt der spanische König nun eigene Visitatoren für die spanischen Klöster. Diese beginnen, zunehmend reformierte Männer und Frauen auf wichtige Posten in bis dahin unreformierten Klöstern einzusetzen, wodurch es zu massiven Spannungen in vielen Klöstern kommt. Teresa scheint davon wenig zu spüren. Mit Blick auf ein solches Vorgehen im Männerkloster von Avila schreibt sie zufrieden:
„Für das hiesige Kloster wurden Prior, Subprior, Pförtner und Sakristan durch Unbeschuhte ersetzt, und hier wirkt nun ein Heiliger als Beichtvater. Er hat großen Nutzen gebracht, und dies alles ist nach meinem Geschmack. Das war großartig und ich hoffe im Herrn, dass es so bleibt.“
Als Jeronimo Gracian und Teresa nun auch noch beginnen, gegen den erklärten Willen des Generaloberen Rossi, in einer neuen spanischen Provinz (in Andalusien) zu wirken und Klöster zu gründen, nutzen wichtige Männer aus dem unreformierten Teil des Ordens dessen Verärgerung. Auf einer Versammlung der leitenden Männer des Karmeliterordens werden weitreichende Entscheidungen gegen die Reformbewegung beschlossen: alle Männerklöster, die ohne die Erlaubnis des Ordensoberen gegründet wurden, sind aufzulösen. Sogenannte „ungehorsame Söhne“ wie Jerónimo Gracián und Johannes vom Kreuz sollen ihrer Ämter enthoben und exkommuniziert (also aus der Kirche ausgeschlossen) werden. Und Teresa bekommt den Befehl, sich in ein Kloster ihrer Wahl zurückzuziehen und dieses Kloster nicht mehr zu verlassen.
Ich lasse all das komplexe Gezerre noch einmal auf mich wirken. Ich mache mir klar, dass Kirche nie völlig unabhängig von Politik und Machtstreben ist. In der Stille trete ich vor Gott für die ein, die meine Kirche leiten und bitte um ein weises, geistliches Herz.
Oh Heiliger Geist, komm in mein Leben und erfülle mich!
Ich für mich bin nichts weiter als ein leeres, zerbrechliches Gefäß: Erfülle mich, auf dass ich ein Leben aus deiner Kraft lebe.
Ein Leben voller Güte und Wahrheit, ein Leben voller Schönheit und Liebe, ein Leben voller Weisheit, Geduld und Stärke.
Aber vor allem: Lass Christus in mir Gestalt gewinnen!
Hilf den Thron in meinem Herzen räumen und mache Christus zu meinem Herrn und König,
auf dass wir eine Einheit werden: er in mir und ich in ihm. Heute und an allen Tagen.
Und in Ewigkeit. Amen.
Ich gehe in diesen Tag mit Worten von Teresa:
Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles vergeht, Gott aber ändert sich nicht.
Gott alleine genügt.
Wer ihn hat, dem wird nichts fehlen.