Es gibt Durststrecken und Zumutungen im Leben, die durchgestanden werden müssen.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“ – Staffel 4: Teresa erzählt. Wir tauchen ein in das Leben von Teresa von Avila, einer der faszinierendsten Frauen der Kirchengeschichte: Mystikerin, Klostergründerin und Schriftstellerin. Radikal, liebenswert, ungezähmt und demütig.
Eine, die Gott auf tiefste Weise erlebt hat und davon berührend und herausfordernd erzählt. Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, biografische Erzählung und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Ich sammle mich und bin ganz da.
Herr, auch du bist da, wohnst in mir und füllst mich mit deiner Liebe.
Ein Gebet von Paulus:
Und so knie ich nieder vor dem Vater, dem wahren Ursprung von allem, der unerschöpflich reich ist an Macht und Herrlichkeit.
Mein Gebet ist, dass Christus aufgrund des Glaubens in euren Herzen wohnt und euer Leben fest in der Liebe verwurzelt ist.
Das wird Euch dazu befähigen, die Liebe Christi zu erfassen in all ihren Dimensionen in voller Breite, in voller Länge, in ganzer Tiefe und all ihrer Höhe.
Ja ich bete darum, dass Ihr seine Liebe versteht, die doch weit über alles Verstehen hinausreicht, und dass Ihr auf diese Weise mehr und mehr mit der ganze Fülle des Lebens erfüllt werdet, das bei Gott zu finden ist.
Ihm, der mit seiner unerschöpflichen Kraft in uns am Werk ist und unendlich viel mehr zu tun vermag, als wir erbitten oder begreifen können, ihm gebührt durch Jesus Christus die Ehre in der Gemeinde von Generation zu Generation und für immer und ewig. Amen.
aus Epheser 3
Im Alter von 16 Jahren gibt Don Alonso seine Tochter Teresa zur weiteren Erziehung in die Obhut der Augustinerschwestern in Avila. Das Klosterleben ist für Teresa ein Schock. Sie, die voller Lebenslust und Lebensdurst steckt, sich gerne schminkt und schön anzieht, darf nun nur noch ein einfaches, farbloses Kleid tragen und muss sich in das strenge geistliche Leben des Klosters einfügen.
Aufgrund von massiven gesundheitlichen Problemen – vermutlich wehrt sich ihre Seele körperlich – kehrt Teresa nach nur 18 Monaten in das Haus ihres Vaters zurück. Aber eine wirkliche Alternative zum Leben im Kloster kann sie nicht erkennen – zumal sie innerlich mit Höllenfurcht ringt und sie sich einredet, dass die Qualen eines Lebens im Kloster immer noch besser sind als die Qualen des Fegefeuers, die ansonsten drohen würde.
Und so tritt sie wenige Jahre später, als einundzwanzigjährige Frau, in ein anderes Kloster, in das Kloster zur Menschwerdung der Karmelitinnen ein. Diesmal nicht nur als Klosterschülerin, sondern so richtig, mit dem Ziel, Nonne zu werden.
Aber wie schon wenige Jahre zuvor fühlt sie sich auch hier unwohl und fehl am Platz. All die Gebete und geistlichen Übungen geben ihr nichts, ihr Herz bleibt kalt. So sehnt sie sich Tag für Tag nach der Rückkehr in das Haus ihres Vaters.
„Ich erinnere mich, dass der Schmerz, den ich empfand, als ich das Haus meines Vaters verließ, wie ich glaube, nicht stärker sein kann, als wenn ich stürbe, denn mir scheint, dass sich mir jeder Knochen von sich aus loslöste. Da nämlich noch keine Gottesliebe da war, die die Liebe zum Vater und zu den Verwandten aufgehoben hätte, bedeutete das Ganze eine große Gewaltanwendung.“
Ein furchtbar schweres und langes Jahr nach ihrem Eintritt ins Kloster geht Teresa den nächsten Schritt: sie beginnt das Noviziat, eine Zeit der Vorbereitung auf das Leben als Nonne. Und wie durch ein Wunder verändert dieser Schritt ihr inneres Erleben.
„Sobald ich mit dem Habit eingekleidet wurde, gab mir der Herr zu verstehen, wie sehr er denen beisteht, die sich Gewalt antun, um ihm zu dienen. Sofort verspürte ich ein großes inneres Glück, in jener Lebensform zu stehen, das mich bis heute nie mehr verlassen hat, und Gott wandelte die Trockenheit meiner Seele in tiefste Beseeligung.“
Nicht, dass nun auf einmal alles gut ist. Teresa braucht schon noch einige weitere Wunder. Im Rückblick schreibt sie mit Blick auf diese Zeit:
„Meines Erachtens hatte ich damals noch keine Gottesliebe, wie ich sie später zu haben glaubte, sondern nur ein inneres Licht, in dem mir alles, was vergänglich war, wenig erstrebenswert erschien.“
Teresa wird hier also nicht über Nacht von einer Unwilligen zur Heiligen. Aber sie erlebt, wie Gott nach einer langen, harten, schweren Zeit endlich eingreift und sich zu ihrer Entscheidung für ein Leben im Kloster stellt.
Gab es Vergleichbares auch in meinem Leben? Dass Gott eine Entscheidung von mir oder eine Lebenssituation erst nach einer langen Durststrecke mit Zufriedenheit und Freude gefüllt hat?
Oh Heiliger Geist, komm in mein Leben und erfülle mich!
Ich für mich bin nichts weiter als ein leeres, zerbrechliches Gefäß: Erfülle mich, auf dass ich ein Leben aus deiner Kraft lebe.
Ein Leben voller Güte und Wahrheit, ein Leben voller Schönheit und Liebe, ein Leben voller Weisheit, Geduld und Stärke.
Aber vor allem: Lass Christus in mir Gestalt gewinnen!
Hilf den Thron in meinem Herzen räumen und mache Christus zu meinem Herrn und König,
auf dass wir eine Einheit werden: er in mir und ich in ihm. Heute und an allen Tagen.
Und in Ewigkeit. Amen.
Ich gehe in diesen Tag mit Worten von Teresa:
Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles vergeht, Gott aber ändert sich nicht.
Gott alleine genügt.
Wer ihn hat, dem wird nichts fehlen.