In der Tradition des Volkes Israel, der ersten Christen und der Mönche machen wir uns auf, den reichen Schatz der Psalmen zu entdecken.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“ – Staffel 3: KlosterPsalmen. Die 150 Psalmen der Bibel sind Herzstück aller klösterlichen Gebete. Sie sind bis oben hin angefüllt mit Leben: mit Glaube und Zweifel, Klage und Jubel, Hilflosigkeit und Übermut. Mithilfe der LebensLiturgien tauchen wir ein in die Welt der Psalmen und beten uns – wie im Kloster – Stück für Stück durch sie hindurch.
Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, Psalmtext und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Und sammle meine Gedanken.
Herr, du bist hier. Jetzt. In diesem Moment.
Du schaust mich liebevoll an.
Ein Gebet von Benedikt von Nursia, Vater des Mönchtums, aus dem 6. Jahrhundert:
Verleih mir,
gütiger und heiliger Vater,
in deiner Huld:
einen Verstand, der dich versteht,
einen Sinn, der dich wahrnimmt,
einen Eifer, der dich sucht,
ein Herz, das dich liebt,
ein Tun, das dich verherrlicht,
eine Geduld, die auf dich harrt.
Amen
Die Psalmen waren ursprünglich eine Art Gesangbuch für den öffentlichen Gottesdienst im alten Israel. Sie wurden gesungen, prägten sich auf diese Weise tief in den Geist, das Herz und die Fantasie der Menschen ein.
Auch die ersten Christen beteten und sangen die Psalmen. Als Benedikt von Nursia seine Klostergemeinschaften gründete, bestimmte er, dass jede Woche alle Psalmen einmal komplett gebetet, gelesen und gesungen werden sollten. Und so geht es weiter: im Mittelalter waren die Psalmen der Teil der Bibel, der den meisten Christen am vertrautesten war. Martin Luther und Johannes Calvin sprachen in hohen Tönen von den Psalmen. Beinahe alle großen geistlichen Vorbilder empfahlen und empfehlen, dass wir unser Beten sozusagen in die Psalmen einhüllen und auf diese Weise unser Beten, Glauben und Leben von diesen alten Gebetsworten prägen lassen.
In der Stille überlege ich: gibt es Worte aus diesem alten Buch der Psalmen, die mir wichtig geworden sind in meinem bisherigen Leben? Die mein Beten, Glauben und Leben geprägt haben?
Timothy Keller schreibt:
„Die Psalmen helfen uns, Gott zu sehen – nicht so, wie wir ihn uns wünschen oder erhoffen, sondern so, wie er sich selbst offenbart. Der Psalter malt ein sehr reiches Bild von Gott, jenseits aller menschlichen Erfindungen. Der Gott der Psalmen ist sehr viel heiliger, sehr viel weiser, erschreckender, zärtlicher und liebevoller, als Menschen ihn sich ausdenken können. Die Psalmen eröffnen unserer Vorstellungskraft ganz neue Dimensionen und leiten sie dennoch hin zu dem Gott, der tatsächlich existiert. Auf diese Weise verleihen sie unserem Gebetsleben eine Realität, wie es sonst nichts vermag.“
In der Stille bringe ich mein Gebetsleben und meine Gottesbilder vor Gott. Wie „real“ ist das alles? Wie sehr sind mein Beten, mein Glauben und mein Leben miteinander verbunden?
So lade ich dich, Gott, nun ein, den Tag, der vor mir liegt, zu gestalten – in mir und mit mir.
Atme in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes denke.
Wirke in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes fühle!
Pulsiere in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes tue!
Dir gebe ich meinen Tag und mein Leben.
Erfülle mich mit deiner Kraft und mit deiner Liebe.
Heute. Und an allen Tagen. Und in Ewigkeit. Amen.
(nach Augustinus)