Wie wird man selig? Nicht im Jenseits sondern hier und jetzt – ein Leben voll Freude und Ruhe und Erfüllung.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“ – Staffel 3: KlosterPsalmen. Die 150 Psalmen der Bibel sind Herzstück aller klösterlichen Gebete. Sie sind bis oben hin angefüllt mit Leben: mit Glaube und Zweifel, Klage und Jubel, Hilflosigkeit und Übermut. Mithilfe der LebensLiturgien tauchen wir ein in die Welt der Psalmen und beten uns – wie im Kloster – Stück für Stück durch sie hindurch.
Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, Psalmtext und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Und sammle meine Gedanken.
Herr, du bist hier. Jetzt. In diesem Moment.
Du schaust mich liebevoll an.
Ein Gebet von Benedikt von Nursia, Vater des Mönchtums, aus dem 6. Jahrhundert:
Verleih mir,
gütiger und heiliger Vater,
in deiner Huld:
einen Verstand, der dich versteht,
einen Sinn, der dich wahrnimmt,
einen Eifer, der dich sucht,
ein Herz, das dich liebt,
ein Tun, das dich verherrlicht,
eine Geduld, die auf dich harrt.
Amen
Aus Psalm 1 (Luther 2017)
Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen
noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen,
sondern hat Lust am Gesetz des HERRN
und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!
Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,
und seine Blätter verwelken nicht.
Und was er macht, das gerät wohl.
Der allererste Anfang der Psalmen beginnt mit dem Wort „Wohl dem, …“ oder – noch etwas präziser übersetzt – „Glückselig der, …“
Wer oder was ist eigentlich „selig“? Nun: Gott ist selig. Seligkeit ist ein Zustand Gottes: ein durch und durch erfülltes Sein, tiefste Freude, intensivstes Leben und vollkommene Ruhe. Wenn wir mit Gott, der „Seligkeit“ schlechthin, in Beziehung treten, bekommen wir Anteil an diesem durch und durch erfüllten Sein, an intensivstem Leben, tiefer Freude und vollkommener Ruhe. Wir werden selig, glückselig, in dem Maße wie wir uns mit Gott verbinden.
Kenne ich solche Momente von Seligkeit? Habe ich Gott schon mal als mein Glück erlebt?
Die Verheißung der Seligkeit wird hier an eine doppelte Entscheidung geknüpft. Heute schauen wir uns die erste dafür notwendige Entscheidung an: die Entscheidung, nicht im Rat der Gottlosen zu wandeln, nicht den Weg der Sünder zu gehen und nicht zu sitzen, wo die Spötter sitzen.
Gottlose leben, als ob es Gott nicht gibt. Sie sind ihr eigener Herr und entscheiden auf eigene Faust, was sie für gut oder für schlecht halten. Sünder tun, was gegen Gottes Herz ist, sie leben gegen Gottes gute Vorstellungen von Leben an. Und während Gottlose und Sünder einen Weg der Tat gehen, sitzen die Spötter. Sie sind Zuschauer. Zuschauer mit zynischen Herzen, die alles Schöne und Gute zur Illusion erklären. Sie spotten vom Rande des Lebens aus über alle Versuche, aufrichtig und liebevoll zu leben und freuen sich kühl, wenn solche Versuche scheitern.
„Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen
noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen.“
Gibt es Menschen in meiner Umgebung, auf die solche Beschreibungen zutreffen? Welchen Einfluss haben sie auf mich?
Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen
noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen,
sondern hat Lust am Gesetz des HERRN
und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!
Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,
und seine Blätter verwelken nicht.
Und was er macht, das gerät wohl.
So lade ich dich, Gott, nun ein, den Tag, der vor mir liegt, zu gestalten – in mir und mit mir.
Atme in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes denke.
Wirke in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes fühle!
Pulsiere in mir, Heiliger Geist, dass ich heute Gutes tue!
Dir gebe ich meinen Tag und mein Leben.
Erfülle mich mit deiner Kraft und mit deiner Liebe.
Heute. Und an allen Tagen. Und in Ewigkeit. Amen.
(nach Augustinus)