FBI-Chef J. Edgar Hoover entwickelt sich zu einem der härtesten Gegner Martin Luther Kings.
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Davor aber beschenkt er uns. Lässt uns ruhen. Und rüstet uns aus mit seinem Geist. In der Stille bete ich: „Komm, Heiliger Geist.“
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Wenn Ihr das tut, wird eure Gerechtigkeit vor euch hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird euren Zug beschließen. Dann wird euer Licht wie die Morgenröte aufstrahlen, und eure Wunden werden schnell heilen. Dann werdet Ihr rufen und der HERR wird antworten: ›Siehe, hier bin ich.‹ Dann wird der Herr euch immerdar führen und Ihr werdet sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Quelle, die niemals versiegt.
J. Edgar Hoover, der FBI-Chef der Vereinigten Staaten, ist entsetzt über die Verleihung des Friedensnobelpreises an Martin Luther King. Und Hoover ist ein mächtiger Mann. Schon seit den Tagen des Busboykotts in Montgomery hat er Martin Luther King im Visier. Hoover, der sich als Amerikas oberster Verteidiger gegen den feindlichen Kommunismus versteht, vermutet von Beginn an eine kommunistische Unterwanderung der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung.
Nachdem Martin Luther King 1961 öffentlich Kritik an rassistischen weißen FBI-Beamten äußert, entwickelt Hoover eine zunehmende Besessenheit, was die Person Martin Luther King angeht. Mit zunehmendem Eifer und zunehmendem Mitteleinsatz versucht er, Martin Luther King selbst, aber auch die Schwarze Bürgerrechtsbewegung zu vernichten. Nach Kings großer „I have a dream“-Rede in Washington beginnt die Bundespolizei damit, Kings Büro, seine Hotelzimmer und seine Wohnung abzuhören. Auf diese Weise sammelt die Behörde belastendes Material: Informationen über anstehende Protestaktionen, abfällige Bemerkungen und Witze über Politiker und andere hochstehende Personen, die an diese weitergegeben werden. Und auch: Tonband-Aufzeichnungen der sexuellen Affären Kings in seinen Hotelzimmern.
Je mehr Erfolge Martin Luther King erringt, desto mehr wächst Hoovers Hass auf ihn, desto mehr ist J. Edgar Hoover überzeugt: all der Beifall, all die Ehrungen sind ein grotesker Irrtum. Hoover macht es sich zur Aufgabe, der Welt zu beweisen, dass hinter der Fassade dieser Lichtgestalt ein Betrüger und ein moralisch verkommener Mensch steckt. Doch all seine anonym an die Presse durchgesteckten Beweise für Martin Luther Kings Affären werden von der Presse ignoriert.
Im Anschluss an die Nachricht der bevorstehenden Nobelpreisverleihung an King entscheidet Hoover sich für einen brutalen Angriff auf den Privatmenschen Martin Luther King. Er weist seine Techniker an, ein Tonband zu erstellen, das einige der explizitesten sexuellen Äußerungen und Geräusche enthält, die in Kings Hotelzimmern aufgenommen wurden. Dem Tonband fügt er einen maschinengeschriebenen und mit vielen Tipp- und Rechtschreibfehlern versehenen Brief bei, der den Eindruck erwecken soll, der Verfasser sei ein unzufriedener Schwarzer. Das Paket lässt er – einen Monat vor Weihnachten und ohne Absender – an Kings Büro in Atlanta schicken. Zeitpunkt und Inhalt des Pakets lassen vermuten, dass Hoover, der um die tiefe Erschöpfung Kings weiß, Martin Luther King über die Weihnachtsfeiertage in den Selbstmord treiben will. Doch das Paket bleibt viele Wochen ungeöffnet in Kings Büro liegen. Hier einige Auszüge aus dem beiliegenden Brief:
KING! In Anbetracht deines minderwertigen, abnormen persönlichen Verhaltens werde ich deinen Namen weder mit einem Mr. noch mit einem Reverend oder einem Dr. würdigen. King, schau in dein Herz. Du weißt, dass du ein kompletter Betrüger und eine große Belastung für uns Schwarze bist. Du bist kein Geistlicher und du weißt das. Du kannst nicht an Gott glauben und dich so benehmen, wie du es tust. King, wie bei allen Betrügern naht dein Ende ... Deine »Ehrentitel«, dein Nobelpreis (was für eine grauenvolle Farce) und andere Auszeichnungen werden dich nicht retten. King, ich wiederhole, du bist erledigt. Hör dem hier Angefügten zu. Höre dir selbst zu, du dreckiges, abnormes Tier. All deine ehebrecherischen Handlungen, deine Sex-Orgien ... alles aufgenommen. King, du bist erledigt. Es gibt nur noch eine Sache, die du tun kannst. Du weißt, was. Du hast noch vierunddreißig Tage. Bis Weihnachten. Du bist erledigt. Es gibt nur einen Ausweg für dich. Ergreife ihn lieber, bevor dein abnormales, betrügerisches Ich vor der ganzen Nation bloßgestellt wird.
In der Stille spüre ich der Erschütterung nach, die dieser bösartige Angriff in mir auslöst.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen.
nach Franz von Assisi