Die Freedom Riders wollen Gleichberechtigung und Integration in Überlandbussen und Busbahnhöfen erreichen. Sie stoßen auf erbitterten, blutigen Widerstand.
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Davor aber beschenkt er uns. Lässt uns ruhen. Und rüstet uns aus mit seinem Geist. In der Stille bete ich: „Komm, Heiliger Geist.“
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Wenn Ihr das tut, wird eure Gerechtigkeit vor euch hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird euren Zug beschließen. Dann wird euer Licht wie die Morgenröte aufstrahlen, und eure Wunden werden schnell heilen. Dann werdet Ihr rufen und der HERR wird antworten: ›Siehe, hier bin ich.‹ Dann wird der Herr euch immerdar führen und Ihr werdet sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Quelle, die niemals versiegt.
Die nächste große Bürgerrechts-Initiative geht wieder von jungen Erwachsenen aus, wieder von Weißen und Schwarzen gemeinsam. Sie wollen Gleichberechtigung und Integration in Überlandbussen und Busbahnhöfen erreichen.
Am 4. Mai 1961 besteigen dreizehn schwarze und weiße Freiwillige zwei Greyhound-Busse in Washington. Ihr Ziel: New Orleans. Eine Weile, während sie durch den Norden der USA fahren, geht alles gut. Kaum dass sie die Südstaaten erreichen, stoßen sie auf brutale Feindseligkeiten. In Anniston, Alabama, werden die Busse mit den »freedom riders« von einem Mob wütender Bürger erwartet, der Fenster der Busse mit Eisenstangen einschlägt und einige der Reifen aufschlitzt. Als beide Busse einige Zeit später weiterfahren können, folgt ihnen ein Trupp von Männern des Ku-Klux-Klan. Als einer der Busse wegen einer Panne anhalten muss, werfen die Verfolger eine Brandbombe durch das Fenster. Die Insassen fliehen nach draußen, wo sie von ebenjenen Männern mit Stöcken zusammengeschlagen werden. Der zweite Bus erreicht schließlich Birmingham. Aber auch dort warten wütende weiße Männer mit Knüppeln und Eisenrohren auf die Ankömmlinge. Wieder ist nirgends Polizei in Sicht. Mehr als ein Dutzend Menschen werden krankenhausreif geschlagen. Bilder der blutüberströmten Freedom Rider erscheinen in Zeitungen und im Fernsehen auf der ganzen Welt und sorgen für einen Aufschrei.
Als ein weiterer Bus mit Freedom Riders startet, übt der Justizminister der USA Druck auf den Gouverneur von Alabama aus, die Freedom Riders zu schützen, die ja nichts anderes tun als ihre Grundrechte wahrzunehmen. Dieser jedoch weigert sich und verkündet, er und seine Leute würden nicht „Kindermädchen für Agitatoren“ spielen und die „Sicherheit von Idioten“ gewährleisten. Ermutigt von diesen Aussagen erwartet in Montgomery ein etwa dreihundertköpfiger, hasserfüllter und schreiender Mob den ankommenden Bus. Von Polizei ist weit und breit nichts zu sehen. Mit Schlagstöcken, Ziegelsteinen und Flaschen macht der Mob ungestört Jagd auf die Aktivisten und auf Reporter, die darüber berichten wollen.
Martin Luther King eilt, als er davon erfährt, sofort nach Montgomery - begleitet von sechzig Bundesbeamten aus Washington, da Alabamas Gouverneur weiterhin jeglichen Schutz für die Bürgerrechtler verweigert. Am Abend findet - gemeinsam mit King - ein großes Unterstützungstreffen in einer Kirche statt. Über tausend Menschen versammeln sich, singen Choräle und Gospels und hören auf verschiedene Redner. Vor der Kirche beginnt sich ein immer größer werdender weißer Mob zu versammeln. Sie drohen mit ihren Waffen, zünden ein Auto an und schreien hasserfüllte rassistische Parolen. Die Bundesbeamten versuchen, den Mob im Zaum zu halten, während die örtlichen Polizei das Treiben tatenlos vom Rande beobachtet. Während King zu sprechen beginnt, wird die Stimmung vor der Kirche immer aggressiver. Steine und Rauchbomben fliegen durch die bunten Kirchenfenster. Es regnet Glassplitter auf die Versammelten. Martin Luther King, der direkt vor seiner Rede aus dem Keller der Kirche mit dem Justizminister in Washington telefoniert hat, beugt sich ruhig nach vorne, stützt seine Arme auf das Rednerpult und spricht beruhigend zu den Anwesenden
Truppen sind auf dem Weg nach Montgomery und werden sehr bald hier sein. Sie haben darum gebeten, dass wir alle bis auf Weiteres hierbleiben ... Wir müssen uns einig sein, dass wir uns absolut an die Gewaltlosigkeit halten. Es ist sehr leicht für uns, in einem solchen Moment wütend und verbittert und sogar gewalttätig zu werden, aber ich denke, das ist der Prüfstein. Vor ein paar Minuten mussten wir uns mit einigen unserer eigenen Leute beraten, die kurz davor waren, Gewalt anzuwenden. Und das wollen wir nicht. Wir dürfen das nicht. Auch heute wollen wir wieder den moralischen Sieg erringen.
Sie bleiben die ganze Nacht in der Kirche. Telefonisch gibt King Journalisten von außerhalb der Stadt Interviews. Die Kinder schlafen in einem Versammlungsraum im Keller, die Erwachsenen strecken sich auf den Kirchenbänken aus, während draußen weiterhin Tausende Weiße randalieren und wüten. Als am nächsten Tag insgesamt sechshundert Bundesbeamte aus Washington eintreffen, führt Martin Luther King die Menschen geordnet aus der Kirche - mitten durch den wütenden Mob. Trotz der Hundertschaften aus Washington liegt ein großer Gewaltausbruch in der Luft. Doch der Mob greift nicht an.
In der Stille bete ich um Schutz für verfolgte Christen in der Welt, auf die in ähnlicher Weise Jagd gemacht, die ähnlich brutal verfolgt und bedroht werden.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen.
nach Franz von Assisi