Martin Luther King wird von der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery zum Pastor gewählt
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Davor aber beschenkt er uns. Lässt uns ruhen. Und rüstet uns aus mit seinem Geist. In der Stille bete ich: „Komm, Heiliger Geist.“
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Wenn Ihr das tut, wird eure Gerechtigkeit vor euch hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird euren Zug beschließen. Dann wird euer Licht wie die Morgenröte aufstrahlen, und eure Wunden werden schnell heilen. Dann werdet Ihr rufen und der HERR wird antworten: ›Siehe, hier bin ich.‹ Dann wird der Herr euch immerdar führen und Ihr werdet sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Quelle, die niemals versiegt.
Kurz nach ihrer Hochzeit kehren Martin Luther King - mittlerweile 24 Jahre alt - und seine Frau Coretta nach Boston zurück und beziehen eine eigene Wohnung. Beide nehmen ihre Studien wieder auf. Gleichzeitig sieht Martin sich nach einer beruflichen Stellung um. Eine der Gemeinden, die bei ihm anfragt und um eine Probepredigt bittet, ist die Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery. Am 24. Januar 1954 hält Martin Luther King dort seine Probepredigt. Am Vorabend kommt er ins Grübeln:
Wie konnte ich die Gemeinde am besten beeindrucken? Sollte ich versuchen, mit meiner Gelehrsamkeit Eindruck zu hinterlassen? Oder sollte ich so predigen, wie ich es immer getan hatte, und mich auf die Inspiration des Geistes Gottes verlassen? Ich entschied mich für den letzteren Weg. Ich sagte mir immer wieder: "Halte dich und deine Person im Hintergrund und Gott im Vordergrund, und alles wird gut werden. Vergiss nicht, dass du nur ein Kanal des Evangeliums bist und nicht die Quelle". Mit diesen Worten auf den Lippen kniete ich nieder und verrichtete mein übliches Abendgebet. Ich schloss das Gebet mit der Bitte um Gottes Führung und seine ständige Gegenwart für den morgigen Gottesdienst. Mit der Gewissheit, die mir nach einem aufrichtigen Gebet immer zuteilwird, erhob ich mich von meinen Knien und schlief fast augenblicklich ein.
Am nächsten Morgen predigt er über die drei Dimensionen eines kompletten, gelungenen Lebens: die Liebe zu sich selbst, die Liebe zum Nächsten und die Liebe zu Gott.
Dies sind die drei Dimensionen des Lebens, und ohne, dass alle drei genügend Raum bekommen, wird kein Leben vollständig. (…) Wenn diese drei Formen der Liebe nicht miteinander verbunden sind und harmonisch zusammenwirken, ist unser Leben unvollständig.
Einen Monat später bekommt Martin mitgeteilt, dass er einstimmig zum neuen Pfarrer der Gemeinde gewählt wurde.
Ich war sehr glücklich über dieses Angebot, antwortete aber nicht sofort. Denn nun stand ich vor dem Problem, was ich mit den anderen Angeboten machen sollte, die in der Zwischenzeit auf mich zugekommen waren. (…) Sollte ich den Weg des Pfarramtes einschlagen oder den Weg universitärer Lehre? Und wenn ich den Ruf einer Gemeinde annehmen würde, sollte es eine im Süden sein mit seiner Rassentrennung oder eine der beiden verfügbaren Kanzeln im Norden? Dort hatte ich die Chance, der langen dunklen Nacht der Rassentrennung zu entkommen. Ich besprach all diese Fragen mit meiner Frau Coretta. (…) Mehrere Tage lang haben wir über jede dieser Fragen gesprochen, nachgedacht und gebetet. Schließlich kamen wir überein, dass wir trotz der Nachteile und unvermeidlichen Opfer in unserer Heimat im Süden den größten Dienst würden leisten können. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir so etwas wie eine moralische Verpflichtung hatten, zurückzukehren - zumindest für ein paar Jahre. Der Süden war schließlich unsere Heimat. Wir hatten beide das Bedürfnis, etwas gegen die Probleme der Rassentrennung zu unternehmen, unter der wir als junge Leute so gelitten hatten. (…) Außerdem hatten wir das Gefühl, dass sich im Süden gerade etwas Bemerkenswertes ereignete, das wir miterleben wollten.“
Und so nimmt Martin Luther King die Stelle an und pendelt bis zum Abschluss deiner Doktorarbeit zwischen Boston und Montgomery.
Wie habe ich bisher große Entscheidungen getroffen? Welche Rolle haben Gespräch, Gedanken und Gebet dabei gespielt? In der Stille komme ich mit Gott darüber ins Gespräch.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen.
nach Franz von Assisi