Präsident Kennedy legt den Entwurf für ein Bürgerrechtsgesetz vor, das anschließend vom Kongress beraten wird. Um Druck auf den Kongress auszuüben, kommt es zum "Marsch auf Washington".
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Davor aber beschenkt er uns. Lässt uns ruhen. Und rüstet uns aus mit seinem Geist. In der Stille bete ich: „Komm, Heiliger Geist.“
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Wenn Ihr das tut, wird eure Gerechtigkeit vor euch hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird euren Zug beschließen. Dann wird euer Licht wie die Morgenröte aufstrahlen, und eure Wunden werden schnell heilen. Dann werdet Ihr rufen und der HERR wird antworten: ›Siehe, hier bin ich.‹ Dann wird der Herr euch immerdar führen und Ihr werdet sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Quelle, die niemals versiegt.
Martin Luther King schreibt über den Sommer 1963 in seiner Autobiografie:
Im Sommer 1963 hallte ein lauter Ruf nach Freiheit durch das Land. Es war ein Ruf, der aus den Herzen eines Volkes kam, das zu lange zu geduldig gewesen war. Es war ein Ruf, der aus dem Norden und dem Süden kam. Es war ein Ruf, der die Ohren eines Präsidenten erreichte und ihn zu beispielloser Staatskunst anspornte. (…) Es war ein Ruf, der das Gewissen von Millionen weißer Amerikaner weckte und sie dazu brachte, sich selbst zu hinterfragen (…). Der Ruf wurde in Birmingham laut. (…) Birmingham hatte deutlich gemacht, dass der Kampf der Schwarzen gewonnen werden konnte, wenn sie ihn auf die Bürgersteige und Straßen, in die Rathäuser und Gefängnisse der Stadt (…) verlegten. Die Schwarze Revolution im Süden war erwachsen geworden. Sie war reif. Sie war mutig. (…)
Der Sommer 1963 war eine Revolution, weil er das Gesicht Amerikas veränderte. Freiheit war ansteckend. Die Revolution ergriff fast tausend Städte, und als sie ihren Höhepunkt überschritten hatte, waren in vielen Tausenden Lunch-Theken, Hotels, Parks und anderen öffentlichen Einrichtungen die Rassentrennung abgeschafft worden. Der Knall der Explosion in Birmingham war bis nach Washington zu hören, wo die Kennedy-Regierung (…) ihre Prioritäten neu ordnete und ein starkes Bürgerrechtsgesetz ganz oben auf die Tagesordnung des Kongresses setzte.
Im Juni 1963 – einen Monat nach den Ereignissen in Birmingham – legt Präsident Kennedy den Entwurf für ein Bürgerrechtsgesetz vor, das die Rassentrennung in Restaurants, Kinos und Toiletten für illegal erklärt und die Wahlhindernisse für Afroamerikaner abschaffen soll. Im Kongress setzt daraufhin eine langwierige Debatte ein.
A. Philip Randolph, einer der großen Schwarzen Bürgerrechtler, zu dieser Zeit bereits in seinen Siebzigern, schlägt der Bürgerrechtsbewegung in dieser Situation einen Marsch für Arbeit und Freiheit auf Washington vor. Auf diese Weise soll Druck ausgeübt werden auf den Kongress, um diverse mögliche Ausweichmanöver wie Filibuster von Kongressabgeordneten aus den Südstaaten zu verhindern und das Bürgerrechtsgesetz, den „Civil Rights Act“ auch wirklich zu verabschieden.
Der große Marsch wird auf den 28. August terminiert, die Organisatoren hoffen auf etwa 100.000 Menschen, die kommen. Als der große Tag dann gekommen ist, sind es allerdings beinahe 250.000 Menschen – darunter viele Würdenträger und Prominente, Schwarze wie Weiße, die bewegende Emotion jedoch, so schreibt Martin Luther King im Rückblick:
... kam von der Masse der einfachen Leute, die in majestätischer Würde als Zeugen ihrer unerschütterlichen Entschlossenheit auftraten, in ihrer Zeit Demokratie zu erreichen. Sie kamen aus fast allen Bundesstaaten (…) mit allen möglichen Verkehrsmitteln. (…) Sie waren gut gelaunt und entspannt, aber auch diszipliniert und nachdenklich. Sie applaudierten großzügig ihren Anführern, die Anführer jedoch applaudierten in ihrem Herzen ihrem Publikum. (…) Die riesige Menschenmenge war das lebendige, schlagende Herz einer unendlich edlen Bewegung. Es war eine Armee ohne Waffen, (…) bestehend aus Weißen, Schwarzen und Menschen jeden Alters. Sie bestand aus Anhängern aller Glaubensrichtungen, Mitgliedern aller Klassen, aller Berufe, aller politischen Parteien und ihre mächtigste Waffe war die Liebe.
Habe ich selbst schon mal an einer Demonstration teilgenommen? Wenn ja: wofür? Was können Demonstrationen meiner Meinung nach erreichen?
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen.
nach Franz von Assisi