Während seiner Promotionszeit in Boston lernt Martin Luther King seine spätere Ehefrau Coretta Scott kennen und lieben.
Herzlich Willkommen zu Lebensliturgien, Staffel 8, Gerechtigkeit ströme wie Wasser. In dieser Staffel begegnen wir dem Leben und den Worten von Martin Luther King: gewaltloser Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Friedensnobelpreisträger und Pastor. Martin Luther King hatte ein besonderes Gespür für Gottes gerechtigkeitsliebendes Herz, eine klare Berufung von Gott und: er hatte den Mut, sich mit unermüdlicher Ausdauer für Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde aller Menschen einzusetzen – koste es, was es wolle. Möge Gott uns mit seinem guten Geist leiten.
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich sammle meine Gedanken und atme langsam und bewusst.
Gewiss: Gott fordert eine ganze Menge, ruft uns ins Tun des Gerechten.
Davor aber beschenkt er uns. Lässt uns ruhen. Und rüstet uns aus mit seinem Geist. In der Stille bete ich: „Komm, Heiliger Geist.“
Wir hören Worte aus Jesaja 58, Psalm 34 und Lukas 6:
Gott spricht: Ein frommes Leben, das mir gefällt, sieht so aus: Löst die Fesseln der Ungerechtigkeit! Knotet alle Jochstricke auf! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! Lasst ab vom Bösen und tut Gutes; sucht Frieden und jagt ihm nach! Liebt eure Feinde und tut wohl denen, die euch hassen. Segnet, die euch verfluchen und betet für die, die euch beleidigen.
Wenn Ihr das tut, wird eure Gerechtigkeit vor euch hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird euren Zug beschließen. Dann wird euer Licht wie die Morgenröte aufstrahlen, und eure Wunden werden schnell heilen. Dann werdet Ihr rufen und der HERR wird antworten: ›Siehe, hier bin ich.‹ Dann wird der Herr euch immerdar führen und Ihr werdet sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Quelle, die niemals versiegt.
1951 zieht Martin Luther King nach Boston, um an der dortigen Universität zu promovieren. Dort lernt er neben vielen anderen Frauen eine junge Musikstudentin namens Coretta Scott kennen, die das dortige Konservatorium besucht, um einmal Sängerin oder Musiklehrerin zu werden. Martin wirbt von der ersten Minute an mit großer Entschlossenheit um sie - und mit allem Charme, den er aufzubieten hat. Schon nach dem ersten Treffen erklärt er ihr:
Du hast alles, was ich mir von einer Frau erhoffe: Charakter, Intelligenz, Persönlichkeit und Schönheit.
Coretta hält sich zu Beginn zurück: einerseits gefällt ihr diese Art des Umworben-Werdens - und auch Martin Luther King gefällt ihr von mal zu mal besser: seine Leidenschaft, sein Humor, sein Selbstbewusstsein, in dem zugleich so etwas wie Demut spürbar ist, seine Aufrichtigkeit und sein tiefer Wunsch, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Er mag Musik, tanzt gerne, kann zuhören, ist selbstkritisch und empfindsam. Andererseits geht ihr das alles zu schnell. Und: sie begreift den Preis, den sie zahlen muss, wenn sie Martin Luther King heiratet. Er erklärt ihr frei und offen, dass er aller Voraussicht nach Pastor einer Schwarzen Gemeinde im Süden werden wird und dass er von seiner Frau erwartet, keinen Beruf auszuüben, sondern für die Kinder zu sorgen und sich ins Gemeindeleben einzubringen – keine besonders reizvollen Aussichten für Coretta, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und hart dafür gearbeitet hat, um studieren und ihren Beruf frei wählen zu können. Sie braucht eine ganze Weile, bis sie sich eine solche Heirat vorstellen kann.
Doch eineinhalb Jahre nach ihrem ersten Kennenlernen - im Sommer 1953 - traut Daddy King die beiden im Garten von Corettas Elternhaus. Viele Jahre später schreibt Martin Luther King über seine Ehefrau Coretta:
Meine mir treu ergebene Frau war mir in all den Schwierigkeiten ein ständiger Trost. Selbst inmitten schlimmster Erfahrungen reagierte sie nie panisch oder überemotional. (…) Sie hatte zwar gewisse natürliche Ängste und Sorgen um mein Wohlergehen, aber sie hat nie zugelassen, dass diese meine aktive Teilnahme an unserer Mission behinderten. (…) In die dunkelsten Momente hinein brachte sie immer wieder das Licht der Hoffnung. Ich bin davon überzeugt, dass ich die Prüfungen und Spannungen, die unsere Bürgerrechtsbewegung mit sich brachte, nicht hätte durchstehen können, wenn ich nicht eine Frau mit der Stärke, Kraft und Gelassenheit von Corrie gehabt hätte. (…) Wenn ich in diesem Kampf etwas erreicht habe, dann deshalb, weil ich mit meiner Frau eine hingebungsvolle, verständnisvolle, engagierte und geduldige Gefährtin hinter mir und an meiner Seite hatte.
Welche Menschen sind mir Stütze und Geschenk? In der Stille danke ich Gott für sie.
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens und deiner Gerechtigkeit,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen.
nach Franz von Assisi