Gebet braucht Zeit und wir tun gut daran uns jeden Tag Zeit dafür zu nehmen. Diese von Gott berühren und in „heilige Zeit“ verwandeln zu lassen.
Ein alter Jesuitenpater hat einmal geschrieben: „Die Welt ist Gottes so voll, aus allen Dingen quillt er gleichsam uns entgegen.“
Mithilfe der LebensLiturgien wollen wir deshalb Gott aufspüren in dieser Welt und in unserem Leben – und uns von Ihm Rhythmus und Ziel vorgeben lassen für unseren Tag.
Wir befinden uns immer noch relativ am Anfang der Serie „Beten – eine Reise in die faszinierende Welt des Gebets.“ Heute geht es um die Heiligkeit der Zeit; darum, dass wir uns eine feste Zeit am Tag zum Beten freischaufeln – um sie von Gott berühren und in „heilige Zeit“ verwandeln zu lassen.
Weiteres Material zu dieser Serie findet Ihr auf dem YouTube-Kanal Amen Atmen.
Jeden Morgen ereignet sich im Kleinen Ostern: leuchtet der Ostermorgen in unser Leben hinein. Jeden Morgen drängt Gott aufs Neue alle Kälte und Dunkelheit zurück, wälzt den Stein vom finsteren Grab und erschafft uns neue Zukunft.
Zu Beginn meines Betens lasse ich es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Und sammle meine Gedanken.
Herr, du bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und schaust mich liebevoll an.
Das Reich der Schatten weicht zurück,
das Tageslicht nimmt seinen Lauf,
und strahlend, gleich dem Morgenstern,
weckt Christus uns vom Schlafe auf.
Du, Christus, bist der helle Tag,
das Licht, dem unser Licht entspringt,
Gott, der mit seiner Allmacht Kraft,
die tote Welt zum Leben bringt.
Erlöser, der ins Licht uns führt
und aller Finsternis entreißt,
dich preisen wir im Morgenlied
mit Gott dem Vater und dem Geist.
Für jeden und jede von uns gilt: unsere Zeit ist begrenzt. Niemand von uns hat unbegrenzt Zeit zur Verfügung. Und deshalb ist unsere Zeit so kostbar.
Wenn wir im Glauben und im Gebet wachsen wollen, dann spielt unsere kostbare, begrenzte Zeit eine wesentliche Rolle. Denn Gebet braucht Zeit.
Aufmerksamkeit für Gott braucht Zeit. Nur, dass ständig neue Aufgaben und Ablenkungen auf uns einstürmen und dazu führen, dass wir dauerbeschäftigt sind, dass die Zeit nie reicht. Unsere Zeit ist fast immer umkämpft.
Wir hören Worte aus dem Lukasevangelium, Kapitel 10.
Auf ihrem Weg nach Jerusalem kamen Jesus und die Jünger in ein Dorf, in dem eine Frau namens Marta, die sie in ihr Haus einlud. Sie hatte eine Schwester, die hieß Maria. Die setze sich Jesus zu Füßen und hörte ihm aufmerksam zu. Marta dagegen mühte sich und machte sich viel zu schaffen mit der Bewirtung der Gäste. Schließlich trat sie zu Jesus und Maria und sagte: »Herr, findest du es richtig, dass meine Schwester hier herumsitzt und mich alle Arbeit allein tun lässt? Sag ihr, sie soll kommen und mir helfen.« Doch Jesus sagte zu ihr: »Marta, Marta! Du bist wegen so vielem in Unruhe und Sorge. Wirklich notwendig ist dagegen nur eines: Maria hat erkannt, was das ist – und ich werde es ihr nicht nehmen.
Lukasevangelium 10
Beinahe alle von uns ringen mit übervollen Tagen. Es gibt so vieles, was wir tun müssen oder tun sollten oder tun wollen. Unsere To-Do-Listen sind voll, unsere Schreibtische ebenfalls, dazu die Wohnung, die aufgeräumt gehört, die Oma, mit der wir dringend mal wieder telefonieren sollten. Ehepartner, Kinder, Eltern, Freunde, Nachbarn, Menschen in Not – alle wollen unsere Zeit. Und dann gibt es da ja auch noch die Sozialen Medien und Netflix und das Checken von Nachrichten und Urlaubsplanungen und das eigene Hobby, und so weiter und so weiter.
Wie sehen meine Tage gerade so aus? Was stürmt zur Zeit besonders auf mich ein? Womit verbringe ich den Großteil meiner Zeit?
Auf ihrem Weg nach Jerusalem kamen Jesus und die Jünger in ein Dorf, in dem eine Frau namens Marta, die sie in ihr Haus einlud. Sie hatte eine Schwester, die hieß Maria. Die setze sich Jesus zu Füßen und hörte ihm aufmerksam zu. Marta dagegen mühte sich und machte sich viel zu schaffen mit der Bewirtung der Gäste. Schließlich trat sie zu Jesus und Maria und sagte: »Herr, findest du es richtig, dass meine Schwester hier herumsitzt und mich alle Arbeit allein tun lässt? Sag ihr, sie soll kommen und mir helfen.« Doch Jesus sagte zu ihr: »Marta, Marta! Du bist wegen so vielem in Unruhe und Sorge. Wirklich notwendig ist dagegen nur eines: Maria hat erkannt, was das ist – und ich werde es ihr nicht nehmen.
Lukasevangelium 10
Franz von Sales, katholischer Ordensgründer und Mystiker, schreibt: „Nimm dir jeden Tag eine halbe Stunde Zeit zum Gebet. Außer wenn du viel zu tun hast, dann nimm dir eine ganze Stunde.“
Genau das – das tägliche Beten, die halbe Stunde oder Stunde – gelingt nur, wenn wir feste Zeiten haben, zu denen wir beten. Zeiten, wo wir nicht jedes Mal lange vorher überlegen: „Bete ich jetzt oder lasse ich es sein?“ „Habe ich gerade die Zeit, oder habe ich sie nicht.“ „Hab ich gerade Lust oder hab ich gerade nicht.“ Nein! Wir brauchen Zeiten, die wir uns freikämpfen und freihalten von Ablenkungen und Aufgaben. Wir brauchen heilige Zeiten, in denen wir das tun, was wirklich notwendig ist: in denen wir uns Jesus zu Füßen setzen. Ihm zuhören und mit ihm reden. In denen wir Jesus mit hineinnehmen in unser Leben und uns von Jesus mit hineinnehmen lassen in sein Leben, in seine Perspektive.
Und was die knappe Zeit angeht: Ich habe schon mit vielen Christen gesprochen und interessanterweise habe ich oft gehört: „Mir fehlt die Zeit zum Beten. Ich bete zu wenig. Das Andere ist einfach zu viel.“ Und ich habe noch nie gehört: „Ich bete immer zu viel. Mir fehlt einfach die Zeit für alles andere, das wichtig ist.“ Es scheint also so zu sein, dass wenn wir uns Zeit zum Gebet nehmen („heilige Zeit“), dass sich dann auch das andere irgendwie zurechtrüttelt. Dass Gott die restliche Zeit reichen lässt für das, was wirklich nötig ist.
Habe ich solch heilige, feste Zeiten? Und wenn nein: welche Zeit am Tag will ich mir dafür freikämpfen und freihalten?
So lade ich dich nun ein, den Tag, der vor mir liegt, zu gestalten – in mir und mit mir.
Oh Heiliger Geist, komm in mein Leben und erfülle mich!
Ich für mich bin nichts weiter als ein leeres, zerbrechliches Gefäß:
Erfülle mich, auf dass ich ein Leben aus deiner Kraft lebe.
Ein Leben voller Güte und Wahrheit,
ein Leben voller Schönheit und Liebe,
ein Leben voller Weisheit, Geduld und Stärke.
Aber vor allem: Lass Christus in mir Gestalt gewinnen!
Hilf den Thron in meinem Herzen räumen
und mache Christus zu meinem Herrn und König,
auf dass wir eine Einheit werden:
er in mir und ich in ihm. Heute und an allen Tagen.
Und in Ewigkeit. Amen.