Der Garten, der von Gott bestimmte Lebensraum des Menschen, wird von Vielfalt, Schönheit und Fülle bestimmt.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“. Mithilfe der LebensLiturgien wollen wir uns mit Gott verbinden und uns von seinem Geist in die Freiheit führen lassen – in die Freiheit anders zu leben: einfacher, achtsamer, leichter.
Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, Bibeltext und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lasse ich es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Und sammle meine Gedanken.
Herr, du bist hier. Jetzt. In diesem Moment.Und schaust mich liebevoll an.
„Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr groß:
in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.
Licht ist dein Kleid, das du anhast.
Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt.
Du lässest Brunnen quellen in den Tälern, dass alle Tiere des Feldes trinken.
Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen in den Zweigen.
Du tränkst die Berge von oben her, und machst das Land voll Früchte, die du schaffest.“aus Psalm 104
Herr, unser Gott! Die Welt ist dein –
in all ihrer Vielfalt und mit all ihren Wundern.
Lob sei dir und Dank dafür!
Auch ich bin dein.
So bitte ich: erfülle und leite mich mit deinem Heiligen Geist,
dass ich die Schönheit deiner Schöpfung wahrnehme
und auf eine Weise lebe,
die deine Welt bewahrt
und weltweit zum Segen wird für viele.
Amen.
Die meiste Erde, die es im alten Israel gab, war steinig, karg und voller Dornen. Ackerbau und Viehzucht reichten im guten Falle gerade so zum Überleben. Welch ein Kontrast zum Garten! Ein Garten war im alten Orient ein herrlicher, großer, weitläufiger Park von Königen und Fürsten (die alleine das Wasserrecht hatten). Gärten waren bewässerte, herrlich grüne und blühende Park-Oasen inmitten von Wasserknappheit und Kargheit.
Umso bemerkenswerter, dass Gott dem Menschen eigenhändig und liebevoll einen Garten anlegt.
„Und Jahwe-Gott pflanzte einen Garten in Eden im Osten. Und er setzte den Menschen dorthin, den er geformt hatte. Und Jahwe-Gott ließ aus der Erde emporwachsen vielerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen.“
Gen 2, 8f.
Der GartenPark, in den Gott den Menschen setzte, war ein Ort der Freude und des Genusses, ein Ort des Staunens und des Aufatmens, ein Ort der Fülle und des Sich-Entfaltens – dazu noch voller köstlicher unterschiedlichster Bäume mit Früchten. Und noch ist keine Rede vom späteren Arbeitsauftrag Gottes: dass der Mensch den Garten Eden bebauen und bewahren soll. Noch bevor also der Auftrag zur Arbeit kommt, schenkt Gott dem Menschen Versorgung, Genuss, Freude und Fülle.
In einer etwa einminütigen Stille sammle ich, wo ich mich in meinem Leben von Gott als beschenkt erlebe. Wo ich Versorgung, Genuss, Freude und Fülle erlebe …
Der Garten, den Gott hier pflanzt, ist ein Baumgarten:
„Und Jahwe-Gott pflanzte einen Garten in Eden im Osten. Und er setzte den Menschen dorthin, den er geformt hatte. Und Jahwe-Gott ließ aus der Erde emporwachsen vielerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen.“
Die gesamte Schöpfungserzählung ist kompakt, dicht und kommt mit wenig Worten aus. Umso erstaunlicher, dass der Baumgarten im hebräischen Urtext gleich mit drei Worten, mit drei Adjektiven näher charakterisiert wird.
– Zum einen wird beschrieben, dass es „vielerlei“ Bäume waren, die Gott im Garten wachsen ließ. Ihm reichen nicht ein paar wenige, vielleicht sogar ertragsoptimierte Arten, sondern Gott will und schenkt die Fülle. Nicht Monokultur, sondern Permakultur. Gott liebt die Abwechslung, den Reichtum, die Vielfalt der Arten.
– Dann wird erzählt, dass die Bäume im Garten Eden „verlockend anzusehen“ waren. Im hebräischen Ursprungswort schwingen hier Worte wie „begehrenswert“ und „reizvoll“ mit. An der Natur, die Gott schafft, können wir uns also gar nicht satt sehen. Wenn wir in Gottes Schöpfung eintauchen, finden wir immer neu Anlass zum Staunen und werden von ihrer Schönheit berührt.
– Und schließlich wird von den Bäumen im Garten erzählt, dass von ihnen „gut zu essen“ war. Gott ist zutiefst gastfreundlich. Er lädt uns ein, zu schmecken und zu sehen, wie freundlich er ist. Gott will, dass wir uns seine Fülle schmecken lassen, dass wir sie aufnehmen in uns. Dass wir sie wirken lassen auf unseren Körper, unsere Seele und unseren Geist.
In der Stille sage ich Gott, was mir die Natur bedeutet. Welche Pflanzen und welche Landschaften mich besonders ansprechen und berühren.
Herr, mein Gott!
Gib, dass ich heute deine Welt betrachte mit Augen, die voller Liebe sind.
Schenke mir die Bereitschaft, den Menschen um mich herum
und deiner Schöpfung mit Hingabe zu dienen
und alles Gute, das du in sie hineingelegt hast, zu entfalten und zu bewahren.
Bewirke, o Herr, dass ich so voller Freude und Güte bin,
dass alle, die mir begegnen,
sowohl deine Gegenwart, als auch deine Liebe spüren.
Bekleide mich mit deiner Schönheit,
damit ich dich im Verlaufe dieses Tages offenbare.
Ehre sei dir, Vater, dir Sohn, und die Heiligem Geist, wie es war im Anfang, so auch jetzt und dann allezeit und in Ewigkeit. Amen.