Papst Franziskus spricht in der Umwelt-Enzyklika von einer Aufmerksamkeit, die einen Blick für die Umwelt und die Menschen, die sich nicht in den Vordergrund drängen, hat.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“. Mithilfe der LebensLiturgien wollen wir uns mit Gott verbinden und uns von seinem Geist in die Freiheit führen lassen – in die Freiheit anders zu leben: einfacher, achtsamer, leichter.
Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, Bibeltext und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Und sammle meine Gedanken.
Herr, du bist hier. Jetzt. In diesem Moment.Und schaust mich liebevoll an.
„Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr groß:
in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.
Licht ist dein Kleid, das du anhast.
Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt.
Du lässest Brunnen quellen in den Tälern, dass alle Tiere des Feldes trinken.
Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen in den Zweigen.
Du tränkst die Berge von oben her, und machst das Land voll Früchte, die du schaffest.“aus Psalm 104
Herr, unser Gott! Die Welt ist dein –
in all ihrer Vielfalt und mit all ihren Wundern.
Lob sei dir und Dank dafür!
Auch ich bin dein.
So bitte ich: erfülle und leite mich mit deinem Heiligen Geist,
dass ich die Schönheit deiner Schöpfung wahrnehme
und auf eine Weise lebe,
die deine Welt bewahrt
und weltweit zum Segen wird für viele.
Amen
Wieder und wieder kommt Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si“ auf die Aufmerksamkeit zu sprechen. Insgesamt sechzehn Mal spricht er von Aufmerksamkeit und von Achtsamkeit.
Warum?
Vermutlich, weil unsere Aufmerksamkeit das gegenwärtig vielleicht am stärksten umkämpfte Gut ist. Jeder und alles will unsere Aufmerksamkeit: Nachrichten, die Werbung, Soziale Medien, Emails, Plakatwände, Sonderangebote, Netflix, das gute alte Fernsehen, Bücher, Zeitschriften, unsere Kinder, unser Ehepartner, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, die dreckige Wohnung, der Wocheneinkauf, das Hobby, und vieles vieles mehr.
In der Regel reagieren wir auf diese Flut an Ansprachen, indem wir uns entweder auf ein paar wenige wichtige Dinge fokussieren, oder aber indem wir uns irgendwie treiben lassen von all den Reizen. Meist gewinnen dann das Dringendste und die Zerstreuung.
Was bei dem einen wie bei dem anderen allzu schnell verloren geht, ist die liebevolle Aufmerksamkeit für den Moment. Für den einen Menschen, der gerade vor mir sitzt. Für die Gegenwart Gottes, der hier und jetzt um mich ist. Für den unscheinbaren, aber filigranen Krokus am Wegesrand. Für Menschen, die zu unbedeutend oder zu still sind, um sich in meine Wahrnehmung zu drängen. Für Kranke und Einsame, die im Verborgenen leiden.
In der Stille frage ich Gott: Was nehme ich gerade nicht oder mit zu wenig Liebe wahr?
Hier mal, was Papst Franziskus an einer Stelle zur liebevollen Aufmerksamkeit schreibt:
„Wir sprechen von einer Haltung des Herzens, das alles mit gelassener Aufmerksamkeit erlebt; das versteht, jemanden gegenüber ganz da zu sein, ohne schon an das zu denken, was danach kommt; das sich jedem Moment widmet wie einem göttlichen Geschenk, das voll und ganz erlebt werden muss. Jesus lehrte uns diese Haltung, als er uns einlud, Lilien des Feldes und die Vögel des Himmels zu betrachten, oder als er in der Gegenwart eines unruhigen Mannes diesen ansah und ihn liebte.“
LS 226
Liebevolle Aufmerksamkeit bedeutet, für einen Menschen (oder ein Tier oder für die mich umgebende Natur) ganz da zu sein. Ohne dabei bereits an alles mögliche Andere zu denken: an das, was davor war und was danach kommt. An das, was sonst noch so alles zu erledigen ist. Was ich gerne noch würde oder könnte oder sollte. Nein. Liebevolle Aufmerksamkeit betrachtet den Moment. Ist wach, neugierig und liebevoll da.
In der Stille gehe ich durch meinen noch vor mir liegenden Tag. Wo bzw. wem gegenüber nehme ich mir vor, voll und ganz da zu sein, liebevoll, aufmerksam?
Herr, mein Gott!
Gib, dass ich heute deine Welt betrachte mit Augen, die voller Liebe sind.
Schenke mir die Bereitschaft, den Menschen um mich herum
und deiner Schöpfung mit Hingabe zu dienen
und alles Gute, das du in sie hineingelegt hast, zu entfalten und zu bewahren.
Bewirke, o Herr, dass ich so voller Freude und Güte bin,
dass alle, die mir begegnen,
sowohl deine Gegenwart, als auch deine Liebe spüren.
Bekleide mich mit deiner Schönheit,
damit ich dich im Verlaufe dieses Tages offenbare.
Ehre sei dir, Vater, dir Sohn, und die Heiligem Geist, wie es war im Anfang, so auch jetzt und dann allezeit und in Ewigkeit. Amen.