Wie geht der Verzicht auf Konsum?
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“. Mithilfe der LebensLiturgien wollen wir uns mit Gott verbinden und uns von seinem Geist in die Freiheit führen lassen – in die Freiheit anders zu leben: einfacher, achtsamer, leichter.
Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, Bibeltext und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Und sammle meine Gedanken.
Herr, du bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und schaust mich liebevoll an.
„Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr groß:
in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.
Licht ist dein Kleid, das du anhast.
Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt.
Du lässest Brunnen quellen in den Tälern, dass alle Tiere des Feldes trinken.
Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen in den Zweigen.
Du tränkst die Berge von oben her, und machst das Land voll Früchte, die du schaffest.“aus Psalm 104
Herr, unser Gott! Die Welt ist dein –
in all ihrer Vielfalt und mit all ihren Wundern.
Lob sei dir und Dank dafür!
Auch ich bin dein.
So bitte ich: erfülle und leite mich mit deinem Heiligen Geist,
dass ich die Schönheit deiner Schöpfung wahrnehme
und auf eine Weise lebe,
die deine Welt bewahrt
und weltweit zum Segen wird für viele.
Amen
In fast allen Jahrhunderten der bisherigen Menschheitsgeschichte galt die größte Sorge der Frage, ob es für das Allernötigste zum Leben wohl reicht. Monat für Monat, Jahr für Jahr, konnte es geschehen, dass es für eine Weile nicht genug Lebensmittel gab, dass ein Kleidungsstück immer weiter und weiter getragen werden musste oder dass kein Dach über dem Kopf zur Verfügung stand. Auch jetzt, in diesem Moment, ist dies die Realität von Millionen von Menschen.
Ein großer Teil vom Rest der Menschheit – und wir mittendrin – kämpft jedoch mit dem genau entgegengesetzten Problem: wir haben von fast allem zu viel. Zuviel Auswahl bei den Lebensmitteln, zu viel Kleidung in unseren Kleiderschränken, zu viel Spielzeug in unseren Kinderzimmern. Amazon bietet aktuell knapp 230 Millionen unterschiedliche Produkte an. Wir ersticken in Konsum.
Wovon habe ich zu viel? In Gedanken gehe ich durch meinen Besitz.
Papst Franziskus schreibt:
„Die christliche Spiritualität ermutigt zu einem prophetischen und kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein. Die ständige Anhäufung von Möglichkeiten zum Konsum lenkt das Herz ab und verhindert, jedes Ding und jeden Moment zu würdigen. Christliche Spiritualität ermutigt zu einer Rückkehr zu der Einfachheit, die es uns erlaubt, innezuhalten, um das Kleine zu würdigen. Sie führt uns hinein in eine Dankbarkeit für die Möglichkeiten, die das Leben bietet und befreit uns davon, uns über das zu grämen, was wir nicht haben.“
LS 222
Dieses Zitat wird uns noch einige Folgen lang beschäftigen. Für heute bleiben wir bei Satz eins: „Die christliche Spiritualität ermutigt zu einem (…) Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein.“ Es scheint eine enge Verknüpfung zu geben in diesen Zeiten zwischen Konsum und Freude. Allzu oft nähren wir unsere Lebensfreude mit kleinen Portionen von Dopamin, die unser Hirn immer dann ausschüttet, wenn wir uns etwas kaufen: ein lecker aussehendes belegtes Brötchen. Eine Tafel unserer Lieblingsschokolade. Ein Buch. Ein T-Shirt. Ein neues Gartengerät. Neue Kopfhörer. Eine Flasche Wein.
In der Stille überlege ich gemeinsam mit Gott, aus welchen Nicht-Konsum-Quellen ich Freude gewinne – und nehme mir vor, heute und in den nächsten Tagen stärker aus diesen Quellen zu leben.
Herr, mein Gott!
Gib, dass ich heute deine Welt betrachte mit Augen, die voller Liebe sind.
Schenke mir die Bereitschaft, den Menschen um mich herum
und deiner Schöpfung mit Hingabe zu dienen
und alles Gute, das du in sie hineingelegt hast, zu entfalten und zu bewahren.
Bewirke, o Herr, dass ich so voller Freude und Güte bin,
dass alle, die mir begegnen,
sowohl deine Gegenwart, als auch deine Liebe spüren.
Bekleide mich mit deiner Schönheit,
damit ich dich im Verlaufe dieses Tages offenbare.
Ehre sei dir, Vater, dir Sohn, und die Heiligem Geist, wie es war im Anfang, so auch jetzt und dann allezeit und in Ewigkeit. Amen.