Es gehört zum christlichen Glauben, die Umwelt zu lieben.
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“. Mithilfe der LebensLiturgien wollen wir uns mit Gott verbinden und uns von seinem Geist in die Freiheit führen lassen – in die Freiheit anders zu leben: einfacher, achtsamer, leichter.
Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, Bibeltext und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Und sammle meine Gedanken.
Herr, du bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und schaust mich liebevoll an.
„Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr groß:
in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.
Licht ist dein Kleid, das du anhast.
Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt.
Du lässest Brunnen quellen in den Tälern, dass alle Tiere des Feldes trinken.
Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen in den Zweigen.
Du tränkst die Berge von oben her, und machst das Land voll Früchte, die du schaffest.“aus Psalm 104
Herr, unser Gott! Die Welt ist dein –
in all ihrer Vielfalt und mit all ihren Wundern.
Lob sei dir und Dank dafür!
Auch ich bin dein.
So bitte ich: erfülle und leite mich mit deinem Heiligen Geist,
dass ich die Schönheit deiner Schöpfung wahrnehme
und auf eine Weise lebe,
die deine Welt bewahrt
und weltweit zum Segen wird für viele.
Amen
Papst Franziskus schreibt in seiner Enzyklika „Laudato Si“:
„Es ist nicht überflüssig zu betonen, dass alles miteinander verbunden ist. […] Wie die verschiedenen physikalischen, chemischen und biologischen Bestandteile des Planeten untereinander in Beziehung stehen, so bilden auch die Arten der Lebewesen ein Netz, das wir nie endgültig erkennen und verstehen. Einen guten Teil unserer genetischen Information haben wir mit vielen Lebewesen gemeinsam.“
LS 138
Es gibt einen unscheinbaren, knapp ein Millimeter kleinen Fadenwurm, mit dem sich seit einer ganzen Reihe von Jahren weit mehr als tausend Zoologen und Genetiker befassen. Warum? Weil knapp 80 % der Gene dieses Fadenwurms mit unseren menschlichen Genen identisch sind und weil rund die Hälfte aller bekannten Gene, die an der Entstehung menschlicher Krankheiten beteiligt sind, auch in diesem knapp ein Millimeter kleinen Wurm vorliegen. Die Arbeit an dieser Wurmgattung hat bereits einige Nobelpreise eingebracht.
„Es ist nicht überflüssig zu betonen, dass alles miteinander verbunden ist …“, so schreibt Papst Franziskus. Ist das auch mein Blick auf diese Welt? Fühle ich mich verbunden mit der Natur, die mich umgibt? Oder fühle ich mich eher als ein Gegenüber zur Natur?
Seit Jahrzehnten und Jahrhunderten haben wir uns im Westen angewöhnt, die uns umgebende Natur vorrangig als Rohstoff zu betrachten. Als etwas, das wir uns zunutze machen können, das wir nutzen, ja sogar ausnutzen können. Der biblisch-christliche Blick ist ein ganz anderer. Papst Franziskus schreibt:
„Wir sind in mit den Gedanken aufgewachsen, dass wir die Eigentümer und Herrscher der Erde sind, berechtigt, sie auszuplündern. (LS 2) Die Geschöpfe dieser Welt können aber nicht als herrenloses Gut betrachtet werden: Alles ist dein Eigentum, Herr, du Freund des Lebens! Das gibt Anlass zu der Überzeugung, dass sämtliche Geschöpfe des Universums durch unsichtbare Bande miteinander verbunden sind. Sie sind ja von ein und demselben Vater erschaffen worden. Wir alle bilden also miteinander eine Art universale Familie, eine ausgeklügelte Gemeinschaft die uns zu einem heiligen, liebevollen und demütigen Respekt bewegt.“
LS 89
Der heilige Franz von Assisi, das große Vorbild von Papst Franziskus, singt in seinem Sonnengesang von Bruder Sonne und Schwester Mond. Von Bruder Wind, von Schwester Wasser und Mutter Erde. Die Tiere nannte er „unsere jüngeren Geschwister“. In einer der Geschichten, die man sich von Franz von Assisi erzählt, heißt es von einem kleinen Hasen: „Obwohl man ihn mehrmals auf den Boden setzte, damit er weglaufen könne, kehrte er immer wieder auf den Schoß des Heiligen zurück. Ähnliches passierte an anderen Orten mit einem Kaninchen, mit einem Fisch sowie einem großen Flussvogel, die sich erst dann von Franziskus entfernten, als er sie gesegnet hatte.“
Der große russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski schreibt in seinem Buch „Die Brüder Karamasov“:
„Liebet die ganze Schöpfung Gottes, das Weltall wie auch jedes Sandkörnchen! Liebet jedes Blättchen, jeden Lichtstrahl Gottes! Liebet die Tiere, liebet die Pflanzen, liebet jedes Ding! Wenn du jedes Ding liebst, wirst du das Geheimnis Gottes in den Dingen erfassen. Und wenn du es einmal erfasst hast, wirst du es immer mehr und tiefer erkennen, unaufhörlich, Tag für Tag. Und du wirst schließlich die ganze Welt mit allumfassender Liebe liebgewinnen.“
In der Stille versuche ich genau das: die Schöpfung zu lieben.
Herr, mein Gott!
Gib, dass ich heute deine Welt betrachte mit Augen, die voller Liebe sind.
Schenke mir die Bereitschaft, den Menschen um mich herum
und deiner Schöpfung mit Hingabe zu dienen
und alles Gute, das du in sie hineingelegt hast, zu entfalten und zu bewahren.
Bewirke, o Herr, dass ich so voller Freude und Güte bin,
dass alle, die mir begegnen,
sowohl deine Gegenwart, als auch deine Liebe spüren.
Bekleide mich mit deiner Schönheit,
damit ich dich im Verlaufe dieses Tages offenbare.
Ehre sei dir, Vater, dir Sohn, und die Heiligem Geist, wie es war im Anfang, so auch jetzt und dann allezeit und in Ewigkeit. Amen.