Wie gelingt der Schöpfungsauftrag zu bebauen und bewahren?
Herzlich Willkommen zu „Lebensliturgien für den Alltag“. Mithilfe der LebensLiturgien wollen wir uns mit Gott verbinden und uns von seinem Geist in die Freiheit führen lassen – in die Freiheit anders zu leben: einfacher, achtsamer, leichter.
Jede LebensLiturgie beginnt und endet mit Gebeten, die immer gleichbleiben, Bibeltext und Impulse in der Mitte wechseln. Am intensivsten wirken die LebensLiturgien, wenn sie in Ruhe angehört werden. Und jetzt: viel Freude damit!
Zu Beginn meines Betens lege ich zur Seite, was mich beschäftigt und lasse es ruhig werden in mir.
Ich atme langsam und bewusst.
Und sammle meine Gedanken.
Herr, du bist hier. Jetzt. In diesem Moment. Und schaust mich liebevoll an.
„Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr groß:
in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.
Licht ist dein Kleid, das du anhast.
Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt.
Du lässest Brunnen quellen in den Tälern, dass alle Tiere des Feldes trinken.
Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen in den Zweigen.
Du tränkst die Berge von oben her, und machst das Land voll Früchte, die du schaffest.“aus Psalm 104
Herr, unser Gott! Die Welt ist dein –
in all ihrer Vielfalt und mit all ihren Wundern.
Lob sei dir und Dank dafür!
Auch ich bin dein.
So bitte ich: erfülle und leite mich mit deinem Heiligen Geist,
dass ich die Schönheit deiner Schöpfung wahrnehme
und auf eine Weise lebe,
die deine Welt bewahrt
und weltweit zum Segen wird für viele.
Amen
In den letzten Folgen ging es immer wieder darum, dass wir Menschen auch nur ein kleiner Teil der großen faszinierend-komplexen Schöpfung Gottes sind. Alles hängt irgendwie mit allem zusammen. Wir sind abhängig von Pflanzen, Tieren, Grundwasser und Klima. Wir sind Schöpfung Gottes – genau wie Kornblume, Fledermaus und Forelle.
Zugleich weisen uns die biblischen Texte immer wieder auch auf unsere Sonderstellung hin. Wir hören, dass wir Ebenbilder Gottes sind, dazu berufen, aktiv Einfluss zu nehmen auf die uns umgebende Schöpfung. Papst Franziskus schreibt:
„Erinnern wir uns, dass nach dem biblischen Schöpfungsbericht Gott den Menschen in den gerade erschaffenen Garten setzte, nicht nur um das Vorhandene zu bewahren und zu hüten, sondern es zu bearbeiten, zu bebauen, dass es Frucht bringe. In der Tat ist das Eingreifen des Menschen, das für die vernünftige Entwicklung der Schöpfung sorgt, die angemessene Form, sie zu hüten. Dies schließt nämlich mit ein, als Werkzeug Gottes seinen Platz einzunehmen. Als Werkzeug Gottes zu helfen, dass sich die Möglichkeiten, die Gott selbst in die Dinge hineingelegt hat, entfalten.“
LS 124
Jetzt sind die vergangenen zweihundert Jahre Paradebeispiel dafür, wie unser menschliches Eingreifen gerade nicht aussehen darf: brennende Wälder, durch Rohstoffabbau vergiftete Regionen, betonierte Natur, Massentierhaltung. All das ist Raubbau, Gewalt gegen Tier und Natur. Das kann Gott also nicht gemeint haben, als er uns den Auftrag gab, die Erde zu beherrschen und zu bewahren.
Wo bin ich regelmäßig rücksichtslos Gottes Schöpfung gegenüber – sei es durch Konsum, Mobilität, einen allzu üppigen CO2-Fußabdruck? Wo handle ich gegen besseres Wissen? Wo nutze ich meine Sonderstellung gegenüber der Natur aus?
Papst Franziskus schreibt:
„Das Eingreifen des Menschen, das für die vernünftige Entwicklung der Schöpfung sorgt, ist die angemessene Form, sie zu hüten. Dies schließt mit ein, als Werkzeug Gottes zu helfen, dass sich die Möglichkeiten, die Gott selbst in die Dinge hineingelegt hat, entfalten.“
LS 124
Nicht alle Eingriffe in den Lauf der Natur sind schädlich. Die Entwicklung von Anbau- und Bewässerungsmethoden, das Halten von Tieren, die Schaffung von Kulturlandschaften – all das ist erst einmal von Gottes Auftrag an uns gedeckt. Aber eben immer: mit der Natur, nicht gegen sie!
Vielleicht hilft die Vorstellung von einem Garten. Es gibt Gärten und Parks , die sind wie mit dem Lineal angelegt. Mit viel Stein, kunstvoll rasierten Buchsbaumhecken, exakt gestutztem Grün und nur einigen wohldosierten, hochgezüchteten Blumen – wenn überhaupt. Alles ist streng der menschlichen Kontrolle unterworfen. Anders beispielsweise der englische Landschaftsgarten. Hier wird liebevoll mit der Natur gearbeitet, nicht gegen sie. Auch hier wird die Natur gestaltet und angelegt, aber sie bleibt zugleich Vorbild und Modell – die Pflanzen entfalten sich, an den ihnen zugewiesenen Orten, frei. Es sind Orte, an denen man die Natur spüren kann.
Welche von Menschen gestalteten Landschaften und Gärten kenne ich, bei denen ich das Gefühl habe: hier greift der Mensch zwar in die Natur ein – aber er tut es so, dass Natur und Mensch sich gleichermaßen entfalten können?
Herr, mein Gott!
Gib, dass ich heute deine Welt betrachte mit Augen, die voller Liebe sind.
Schenke mir die Bereitschaft, den Menschen um mich herum
und deiner Schöpfung mit Hingabe zu dienen
und alles Gute, das du in sie hineingelegt hast, zu entfalten und zu bewahren.
Bewirke, o Herr, dass ich so voller Freude und Güte bin,
dass alle, die mir begegnen,
sowohl deine Gegenwart, als auch deine Liebe spüren.
Bekleide mich mit deiner Schönheit,
damit ich dich im Verlaufe dieses Tages offenbare.
Ehre sei dir, Vater, dir Sohn, und die Heiligem Geist, wie es war im Anfang, so auch jetzt und dann allezeit und in Ewigkeit. Amen.