Advent lädt ein zum
ruhig werden
leise sein
und lauschen
in die Stille tauchen
in die Tiefe
in Gottes Herz
und
auf die Antwort
zu warten
die da
kommen wird
(nach Eva-Maria Leiber)
Heute ist Sonntag. Advents-Sonntag. Advent ist die Zeit, in der wir unserer Sehnsucht nach Erlösung Raum geben: dass Gott es ganz und gar gut macht mit dieser Welt. Frieden schafft. Heilung und Heil. Endlich!
Ich harre des HERRN, meine Seele harret. Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen; mehr als die Wächter auf den Morgen hoffe Israel auf den HERRN! Denn bei dem HERRN ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm.
Psalm 130,5ff.
Und siehe, ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war auf ihm. “
Lukas 2,25
Ich lese aus einem Essay aus dem Zeit Magazin von Johanna Haberer
„Das geduldige Abwarten hat ein schlechtes Image. Im Kapitalismus ist es ein regelrechter Frevel. Der Kunde darf nicht warten, die Erfüllung muss sofort her, am besten, bevor ein Wunsch auch nur ausgesprochen ist. Die Dinge müssen schnell gehen, Online-Shopping, heute bestellt, morgen geliefert, und der begierige Käufer kann dem Paket beim Näherrücken digital auch noch zusehen. (…) Der Advent ist das Gegenteil von alledem. Advent bedeutet Warten. Wartenkönnen, Wartenwollen. Hoffen auf ein Geschenk, auf einen guten Ausgang. Auf die Geburt eines Kindes. (…) Warten ist eine Kunst. Aber es ist kein passives Dasitzen, keine schafartige Ergebenheit. Warten hat nichts mit Aufgeben zu tun, oder mit Über-sich-ergehen-Lassen. Im Gegenteil: Warten kann ein beharrlicher Kampf sein. (…) Geduld lernen, langsam werden. Das ist die Botschaft des Advents.
In Stille sage ich Gott, wonach ich mich aktuell am stärksten sehne. Worauf ich sehnlichst warte.
Herr!
Wartend kommen wir vor dich.
Komm bald und erfüll unser Herz.
Wir warten auf dich, weil wir wissen, auf wen wir da warten:
den Schöpfer von Himmel und Erde,
den Befreier von Schuld, Schicksal und Scham,
den Ursprung von allem Leben,
den Gott-Held, der alles vermag.
Komm bald und erfüll unser Herz.
Wir warten auf dich, weil wir dir vertrauen:
Wir erinnern uns, wie oft du gut zu uns warst,
wie oft du uns geholfen, uns getröstet und uns getragen,
wie oft du unser Leben mit Sinn, Glück und Frieden angerührt hast.
Komm bald und erfüll unser Herz.
Wir warten auf dich, obwohl wir wissen, dass es mit dir nicht so einfach ist:
dass trotz deiner Gegenwart und Güte furchtbare Dinge passieren,
dass du manchmal anders handelst, als wir uns das wünschen,
dass wir manchmal lange auf dich und dein Eingreifen warten müssen. Manchmal verstehen wir dich einfach nicht.
Komm bald und erfüll unser Herz.
Hier sitzen wir, warten und bitten dich:
Komm nicht nur zu uns,
komm auch in unsere Häuser und in unsere Straßen,
in unsere Einkaufszentren und an unsere Arbeitsplätze,
in unsere Kliniken und in unsere Flüchtlingswohnheime,
in unsere Pflegheime und in unsere Parlamente.
Rühre uns alle an mit deinem Licht und deiner Gegenwart.
Komm bald und erfüll unser aller Herz. Amen.