Als es am Tag nach dem Sabbat zu dämmern begann, gingen Maria aus Magdala und die andere Maria zum Grab, um nach dem Rechten zu sehen. Da begann die Erde plötzlich zu beben, ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, näher und näher, ging zum Grab, wälzte den Stein fort, sprang auf den Stein, war wie ein Blitz und leuchtete hell wie der Schnee. Und die Wächter: zitternd vor Angst! Kaum bei Sinnen! Wie tot!
Der Engel aber sah die Frauen an und sagte: „Habt IHR keine Angst! Ich weiß, dass ihr den Gekreuzigten sucht. Aber Jesus ist nicht hier: er ist auferweckt worden, wie er gesagt hat. Seht her! Dies ist die Stelle, wo er lag! Und nun eilt euch, geht zu seinen Schülern und sagt ihnen: ‚Er ist von den Toten auferweckt worden und geht euch voraus. In Galiläa werdet ihr ihn sehen.‘ Ich habe es gesagt, und es ist wahr.“
Da überfiel sie Furcht und große Freude, und sie liefen davon, fort vom Grab, um seinen Schülern alles zu sagen.
Und dann, plötzlich, sahen sie Jesus: Er stand vor ihnen, kam ihnen entgegen und sagte: „Seid gegrüßt, an diesem Morgen!“ Sie gingen zu ihm hin, fielen nieder, berührten seine Füße und beteten ihn an.
Matthäus 28, 1-10, in den Worten von Walter Jens
Heute ist Ostern. Der Tag, an dem Gott lebendig macht, was tot war. Der Tag, an dem wir staunend hören, dass Christus den Tod besiegt hat, dass nicht das Grab unsere Zukunft ist, sondern das Leben bei ihm und in ihm und mit ihm. In der Stille versuchen wir, ein Stück seiner Auferstehungskraft wahrzunehmen.
Wir hören zwei weitere Oster-Lesungen. Zuerst Worte aus dem Buch der Offenbarung, Kapitel 1:
An einem Sonntag, dem Tag des Herrn, wurde ich vom Geist Gottes ergriffen: Ich hörte hinter mir eine laute Stimme, die wie eine Fanfare klang (…). Als ich mich umdrehte, um zu sehen, wer da mit mir sprach, sah ich (….) jemand, der aussah wie der Menschensohn. Er trug ein Gewand, das bis zu seinen Füßen reichte, und ein breites goldenes Band um die Brust. Das Haar auf seinem Kopf war weiß wie schneeweiße Wolle. Seine Augen brannten wie lodernde Flammen. Seine Füße glänzten wie leuchtendes Gold, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme klang wie das Donnern der Brandung. (…) Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne in ihrem höchsten Stand.
Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seine Füße. Aber er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: „Hab keine Angst! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, aber jetzt lebe ich in alle Ewigkeit und habe die Schlüssel für den Tod und sein Reich.“
Offenbarung 1, 10-18
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Kolosser:
Da ihr nun also zusammen mit Christus auferweckt worden seid, sollt ihr euch ganz auf die himmlische Welt ausrichten, in der Christus auf dem Ehrenplatz an Gottes rechter Seite sitzt. Richtet eure Gedanken auf das, was im Himmel ist, nicht auf das Irdische. Denn ihr seid dieser Welt gegenüber gestorben, und euer neues Leben ist ein Leben mit Christus in der Gegenwart Gottes. Jetzt ist dieses Leben den Blicken der Menschen verborgen; doch wenn Christus, euer Leben, in seiner Herrlichkeit erscheint, wird sichtbar werden, dass ihr an seiner Herrlichkeit teilhabt.
Ihr habt doch das alte Gewand ausgezogen – den alten Menschen mit seinen Verhaltensweisen. Stattdessen habt Ihr das neue Gewand angelegt: den neuen, von Gott erschaffenen Menschen, der fortwährend erneuert wird, damit ihr Gott immer besser kennen lernt und seinem Bild ähnlich werdet.
Geschwister, ihr seid von Gott erwählt, ihr gehört zu seinem heiligen Volk, ihr seid von Gott geliebt. Darum kleidet euch nun in tiefes Mitgefühl, in Freundlichkeit, Bescheidenheit, Rücksichtnahme und Geduld. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschließt. Der Frieden, der von Christus kommt, regiere euer Herz und alles, was ihr tut! Lasst die Botschaft von Christus bei euch ihren ganzen Reichtum entfalten. Singt Psalmen, Lobgesänge und von Gottes Geist eingegebene Lieder; singt sie dankbar und aus tiefstem Herzen zur Ehre Gottes. Alles, was ihr sagt, und alles, was ihr tut, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen, und dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn.“
aus Kolosser 3
Herr Jesus Christus!
Dies ist dein großer Tag. An Ostern bist du hindurchgebrochen in eine neue Zukunft, ohne Tod, ohne Schmerz, ohne Leiden.
Stattdessen: Pures Sein, reine Freude, vollkommenes Licht, allumfassende Liebe.
Aus dieser Zukunft kommst du uns entgegen, jeden Tag, und beschenkst uns mit neuem Leben – schon jetzt, inmitten Gebrochenheit und Verfall und erst recht dann, wenn unsere Lebenszeit hier an ihr Ende gekommen ist.
Unser Leben hat damit ein Ziel, unser Leiden eine Grenze. Du füllst unsere zerbrechlichen Körper mit deiner Auferstehungskraft. Du durchwebst unsere Versuche zu leben mit deiner Gegenwart und deiner Liebe. Du nimmst unserem Leben den Geruch von Tod und machst uns zu einem Wohlgeruch für die Welt.
Für all das – und noch viel mehr – wollen wir dich loben und preisen! Dein sind wir und beten dich an.
Ehre sei dir Vater, dir, Sohn, und dir Heiligem Geist!
Wie es war im Anfang, so auch jetzt … und dann allezeit und in Ewigkeit. Amen.