Heute ist Karfreitag. Der Tag, an dem wir auf Jesus, den Gekreuzigten schauen. An dem wir die Ohnmacht Jesu, seine Demütigungen und Schmerzen aushalten – und auch seinen Tod.
Und: an dem wir in Jesus, dem Gekreuzigten, unsere Erlösung entdecken. An dem wir hören, wie Jesus – Geheimnis des Glaubens! – uns durch sein Leiden und Sterben herauslöst aus Scheitern, Schuld und Schmerz.
Wir hören zu Beginn Worte aus Psalm 22, die sowohl dem Leid und den Schmerzen Jesu Ausdruck verleihen, wie auch unserer Erlösung:
Mein Gott, mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Warum bist du so ferne?!
Ein Wurm bin ich und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. Die mich sehen, spotten über mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf. Gewaltige Stiere kreisen mich ein, raubgierige Löwen brüllen mich an.
Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, meine Knochen haben sich voneinander gelöst. Die Zunge klebt mir am Gaumen. Du hast mich in den Staub gelegt, dahin, wo die Toten liegen.
Rühmet den HERRN, die ihr ihn fürchtet; ehrt ihn, all ihr Nachkommen Jakobs! Denn er hat die Augen nicht vor dem Leid des Bedürftigen verschlossen. Er hat sein Gesicht nicht abgewandt und hat sein Schreien gehört.
Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen. Denn des Herrn ist das Reich, er herrscht über alle Völker. Alle, die in den Staub des Todes sinken, werden vor ihm niederfallen, alle, die keine Kraft mehr zum Leben haben.
Kommende Generationen werden ihm dienen. Denen, die noch geboren werden, wird man vom Herrn erzählen. Verkünden wird man zukünftigen Völkern seine Rettungstaten. Man wird sagen: »Der HERR hat dies alles vollbracht!«
aus Psalm 22
Herr Jesus Christus! Wir stellen uns heute unter dein Kreuz.
Wir sehen dich an dem Balken hängen,
von deinen Feinden misshandelt und deinen Freunden verlassen.
Wir sehen deine ausgestreckten Arme und angenagelten Hände: Hände, die einst liebevoll Blinde heilten und das Brot brachen, die Kinder umarmten und den Sturm stillten.
In deinen Händen – den freien und den angenagelten – liegt unser Heil. In deine Hände dürfen wir uns bergen.
Wir sehen deine angenagelten Füße: Füße, die unermüdlich das Verlorene suchten, die keinen Weg und keine Nacht scheuten.
An deine Füße dürfen wir uns klammern, wenn wir auf Abwege geraten sind, keinen Ausweg mehr sehen. Mit deinen Füßen beginnt ein neuer Weg.
Wir sehen deinen zerschundenen Körper, blutig geschlagen, von rasenden Schmerzen durchzogen.
An diesen deinen Leib drückst du uns – mitsamt unseren Verletzungen und Schmerzen, mitsamt unseren Krankheiten und Narben. In deinen Wunden liegt unser Heil.
Wir sehen deine Augen, spüren deinen Blick, mit dem du die Menschen segnest, die dich verspotten und den Folterknechten verzeihst.
Dein Blick, Herr, ruht segnend und vergebend auch auf uns. Von deinem Blick, der alles sieht, geht Heilung aus.
Jesus! Wir hören deinen Schrei. Dein Schrei kommt aus den Tiefsten aller Tiefen.
In deinem Schrei, Herr, sind aufgefangen und aufgehoben all unser Klagen und Weinen, unsere Verlassenheiten und unsere Einsamkeit.
Herr Jesus Christus: wir stehen unter deinem Kreuz und Finsternis bricht herein.
Dunkelheit umgibt uns, Angst überfällt uns, wir ahnen unser eigenes Sterben uns unseren eigenen Tod.
Jedoch: mit deinem Sterben, Herr, findet alle Finsternis ein Ende, mit deinem Sterben öffnen sich unsere Gräber und Verließe, mit deinem Sterben brechen unsere erstarrten Herzen auf. Mit deinem Sterben, Jesus, erweckst du das Tote zum Leben.
So wollen wir aushalten unter deinem Kreuz, bis dein Kreuz uns gewandelt hat.
In deinem Kreuz finden wir Hoffnung, Heil und Leben.
Wir beten dich an! Amen.
(nach Sr. Ruth Meili, Communität Casteller Ring)