Das Jahr ist vergangen: es ist Altjahresabend geworden. Lasst uns stillhalten, denn Gott ist nahe.
Am Abend dieses alten Jahres suchen wir den Frieden. Wir suchen die Güte Gottes nach manchem Streit und mancher Enttäuschung. Wir suchen seine Geduld nach aller Eile. Nicht was wir sagen, ist dabei wichtig, sondern was wir hören. Nicht was wir mitbringen, sondern was wir empfangen.
So atme ich langsam und bewusst. Und empfange Gottes Freundlichkeit und seine Gegenwart.
Aus Psalm 90:
Herr, seit Generationen bist du unser Schutz! Noch bevor die Berge erschaffen wurden, bevor du die Erde und das Weltall schufst, warst du Gott! Du bist ohne Anfang und ohne Ende. Für dich sind tausend Jahre wie der gestern vergangene Tag, wie eine Nachtwache!
Du wischst uns Menschen fort wie ein Traum, der am Morgen verschwindet, wie Gras, das in der Frühe wächst, das am Morgen grünt und blüht, doch am Abend bereits welk wird und trocken. Lehre uns zu bedenken, wie wenig Lebenstage uns bleiben, damit Weisheit einzieht in unser Herz!
Lass uns, deine Diener, dein mächtiges Handeln erleben, über unseren Kindern lass deine Herrlichkeit sichtbar werden! Herr, unser Gott, schaue freundlich auf uns! Lass unsre Arbeit nicht vergeblich sein.
Wir wollen Gottes Spuren entdecken in unserem zu Ende gehenden Jahr – und innerlich wach sein für das, was Gott uns bei diesem Rückblick zeigen will. Folgende Fragen möchten uns dabei leiten – je nach Zeit und innerer Kraft kann ich mich auch nur für eine oder zwei der Fragen entscheiden:
Weil wir für diesen Rückblick unterschiedlich lange Zeit brauchen und vermutlich auch unterschiedlich lange Zeit zur Verfügung haben, drücke ich auf „Pause“ und nehme mir die Zeit, die ich brauche.
Gott aller Güte, ich denke zurück. Ich gehe noch einmal den Weg durch mein vergangenes Jahr. Nicht an meine Leistung denke ich: sie ist gering. Nicht an das Gute, das ich getan habe: denn ich habe zugleich viel Gutes versäumt.
Ich denke an das Gute, das du mir getan hast. Ich danke dir für die Menschen, mit denen ich gelebt habe, für alle Freundlichkeit und Liebe, die ausgegangen sind von ihnen hinein in mein Leben. Ich danke dir für jeden glücklichen Tag und jede erquickende Nacht. Ich danke dir für alle erfolgreich erledigten Aufgaben und alle ermutigenden Begegnungen.
Ich denke aber auch an Schweres, das ich zu tragen hatte. An Jammer und Mühsal, deren Sinn ich nicht sehe. Dir lege ich es in die Hand und bitte dich: Zeige mir den Sinn, wenn ich dir begegne.
(nach Jörg Zink)
Herr, unser Gott!
Du bist immer größer als wir zu erwarten wagen:
Du tust neue, unerhörte Dinge;
wenn um uns die Welt einstürzt, bringst du eine neue Schöpfung hervor.
Mach uns aufmerksam für deine Wirklichkeit in dieser Zeit,
damit wir nicht stehen bleiben bei dem, was vorbei ist
und dich nicht suchen, wo du nicht bist.
Geh uns voraus, der du unsere Zukunft bist.
Lass uns neue Wege suchen und miteinander standhalten in aller Unsicherheit.
Aber gib uns die Sicherheit, dass auch heute deine Kraft in uns wirksam ist und du fortwährend die Welt erneuerst durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
(F. Cromphout)